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Deep Shit

„Fünf Fragen am Fünften“ – Monat April

Für Nics „Fünf Fragen am Fünften“-Aktion hatte ich mir so viel Tolles vorgenommen. Ich wollte Fotos von mir in waghalsigen Posen, auf fetten Partys und meditierend auf einem Steg machen. Und dann war ich eine Woche mit Grippe zu Hause. Zu allem Überfluss war auch noch Ostern und ich konnte nicht einmal Accessoires shoppen, die sich auf Bildern gut machen und so ein bisschen großartige Natur, Party oder Buddha vorgaukeln. Na gut, dann gibbet eben heute ein Archivbild wie ich im Hochsommer Tulpen halte, während ich mich ungelenk auf den Boden niederlasse. Inhaltlicher wird es dafür ab jetzt.

1. Mit welchen berühmten Persönlichkeiten würdest du gerne mal eine wilde Party feiern?

Ich habe ganz lange überlegt, was ich hier schreiben soll. Und nachdem ich schon alle anderen Fragen beantwortet hatte, stand hier immer noch nichts. Ganz ehrlich, mir fällt keine berühmte Person ein, mit der ich gerne eine Party feiern würde. Überhaupt will ich seit Jahren seltenst eine Party feiern, egal mit wem. Da aber auch Stuhlkreis-Partys und Dinner-Partys erlaubt sind, fallen mir zumindest ein paar Personen ein, mit denen ich gerne ganz in Ruhe reden und essen würde. Und zwar mit meinen Großeltern zu Zeiten, als sie noch kein Alzheimer hatten oder von ihren Krankheiten gezeichnet waren. Ich war damals zu jung, um reflektiert und klug mit ihnen umzugehen. Leider sind alle nun schon seit Jahrzehnten tot. Komischerweise habe ich seit ein paar Jahren viele Fragen, die ich ihnen gerne gestellt hätte. Zu spät. Ich glaube, sie könnten mir helfen, Dinge in meinem eigenen Inneren besser zu verstehen. Durch ihre Geschichte und ihre Sicht der Dinge.

2. Singst du laut im Auto, wenn du allein unterwegs bist?

Oh, da muss ich jetzt ausholen. Zunächst, ich habe gar kein Auto. Aber ich hätte gerne eins. Seit nunmehr sechs Jahren gondel ich hier im Pott von A nach B mit den Öffis. Die ich übrigens nie so nennen würde, da es eine Verharmlosungsform der übelsten Sorte für den erzwungenen Körperkontakt mit Uschi, Kevin und Marie-Annabelle darstellt. Das hiesige Verkehrsunternehmen hat sich nämlich gedacht, es wäre clever, bei den neuen Bahnen die Sitzbreite zu reduzieren. Klar, weil die Deutschen ja auch immer dünner werden, liest man ja dauend. Heidi Klum, der Typ von Tokoyo Hotel, Lena Meyer-Schießmichtot … Ja gut, die benutzen keinen öffentlichen Nahverkehr, aber an denen muss man sich orientiert haben, als man die neuen Sitze bestellt hat. So Stars haben ja immer viele Privilegien, vielleicht durften die bei einem exklusiven Probesitzen? Egal, zurück zu meinen wirklichen Sitznachbarn: Während Uschi meist morgens schon ordentlich einen sitzen hat, hört Kevin mit seine Brüders grundsätzlich zu laut Musik (türkischer Pop, ganz was Feines sag ich euch) und Marie-Annabelle denkt, dass Pubertät gleich viel Pull&Bear-Parfum bedeutet. Moment, was war die Frage? Ach so, komme ich gleich zu. Ich möchte auf jeden Fall diesen elendigen Zustand des dauernden Umweltschonens beenden und endlich auch den Individualverkehr nutzen – mit meinem eigenen Auto. In dem dann viel ABBA gesungen wird und was halt sonst noch so in der WDR 4-Rotation läuft. Abbbbbeeer, diese unfähigen Menschen bei Toyota Deutschland schaffen es seit 5 Wochen nicht, die Fahrzeugpapiere an meine Versicherung zu schicken. Ich werde sie persönlich dafür verantwortlich machen, wenn ich bei der nächsten Fahrt in der 306 nach Wanne-Eickel einen Nervenzusammenbruch bekomme, Leute, ich bin zu alt für den Scheiß. So, das musste an dieser Stelle mal gesagt werden. Und jetzt weiter mit Musik.

3. Gibt es Sprüche oder Redewendungen, die du regelmäßig benutzt? Wenn ja, welche?

Gott bewahre, ich benutze niemals nie Redewendungen und spreche auch astreines Hochdeutsch. Bedingt ist das Ganze durch ein Trauma: Vor ein paar Jahren hatte ich einen Kollegen, der in jedem zweiten Satz eine Metapher oder eine Redewendung eingebaut hat. Still ruhte da der See, wenn er ein Kundenprojekt nicht voran bringen konnte, aber das war nicht weiter schlimm, denn schließlich stand ja alles schon in den Startlöchern, kein Grund also, das Handtuch zu werfen oder gar den Kopf in den Sand zu stecken. Nein, nein, mein Kollege hatte immer alles fest im Griff und saß mindestens genauso fest im Sattel. Und wenn nicht, konnte er sich ja noch Kollegen ins Boot holen, die zusammen mit ihm die Suppe auslöffelten, die er sich eingebrockt hatte. Leider kann ich jetzt nicht das Best of der bekloppten Sprachbilder meines Chefs auspacken, da der dann wahrscheinlich nicht nur tierisch beleidigt ist, sondern mir auch die Leviten lesen würde. Schade, schade, es wäre mir ein innerer Reichsparteitag …

Und jetzt zu mir: Nö, ich nutze meines Wissens nach weder Sprüche noch Redewendungen regelmäßig.

4. Glaubst du, dass es Menschen mit einer grundsätzlich positiven oder auch grundsätzlich negativen Aura gibt?

Bitte, was? Erstmal Aura googlen, ist das das Gleiche wie Charisma? Oder etwas Spirituelles? Wikipedia sagt, Aura ist der Eigenname eines Erdbeobachtungssatelliten der NASA, die griechische Göttin der Morgenbrise, ein finnischer Käse sowie der Schambereich des menschlichen Körpers im Islam. Womit wir der Sache schon näher kommen. Ich glaube, eine grundsätzlich positive oder negative Aura gibt es nicht. Ich habe es zum Beispiel schon oft erlebt, dass ich zusammen mit anderen Menschen jemand Neues kennen gelernt haben und mich teilweise unwohl dabei gefühlt habe, ja fast schon geschämt. Und das nicht, weil die neue Person so peinlich war. Ganz im Gegenteil: Alle waren total begeistert von der neuen Person XY, schwärmten von ihrer tollen Ausstrahlung, ihrer gewinnbringenden Art. Und ich bekam schlagartig Bauchschmerzen. Ich weiß nicht genau warum, aber mein Körper wittert bei Menschen Gefahr, die man allgemein als charismatisch bezeichnet, was meines Wissens nach fast ausschließlich positiv genutzt wird. Ich traue diesen Menschen erst einmal nicht. Egal, ob besonders positiv oder besonders negativ, die Extreme sind für mich immer ein Zeichen dafür, vorsichtig zu sein. Ganz abgesehen davon, glaube ich, dass viele Menschen je nachdem, mit wem sie gerade interagieren, anders wirken und sich anders geben. Klar gibt es Tendenzen, aber von einer grundsätzlichen Aura in eine Richtung zu sprechen würde ich mich nicht trauen.

5. Was machst du meistens um drei Uhr nachmittags?

Arbeiten. Am Wochenende tatsächlich Essen kochen. Ist eine komische Zeit, aber wenn ich etwas später aufstehe als in der Woche, verschiebt sich das Mittagsessen meist auf etwa vier Uhr nachmittags. Eine Stunde vorher koche ich dann.

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3 Comments

  • Reply Miri

    Hallo Julius, ich liebe deinen Schreibstil! Ich habe deine Antworten mit einem Grinsend gelesen 🙂 nochmal oder überhaupt mit den Großeltern zu sprechen, würde ich mir auch wünschen… Leider sind sie schon lange verstorben.

    Alles Liebe
    Miri

    5. April 2018 at 13:59
  • Reply Minza will Sommer

    Ein Hoch auf Deinen Kollegen! Ich lache hier beim Lesen vor mich hin, aber sehe beim Sprücheklopfen im Akkord die Ohren bluten. Sorry.

    Das was Du zu dieser Dings, Aura beschreibst, kommt mir bekannt vor, besonders bei den Menschen die von anderen mit überbordend positiver Ausstrahlung fast angehimmelt werden, wo ich eher zur Sonnenbrille greifen und abtauchen mag. Im Gegenteil zu denen, die als negativ empfunden werden, nicht selten finde ich die, je mehr man miteinander ins Gespräch kommt, ganz besonders interessant.

    Was eine schöne Idee, mit den Großeltern noch mal beisammen sitzen zu können und Fragen nachzugehen um das Innere vielleicht besser zu verstehen…

    Auf das Toyota den Briefkasten findet!
    LG Maren

    5. April 2018 at 23:05
  • Reply Amely

    Hallo Julius, deinen Text hab ich sehr gern gelesen! Ich liebe zwar Metaphern, aber nur wenn sie neu statt abgedroschen sind. Also ein Kollege, der sich von einer bekannten Metapher zur anderen hangelt, ist in meiner Vorstellung auf Dauer etwas anstrengend… Da braucht man wohl Nerven wie Drahtseile, um das zu ertragen, oder?
    Liebe Grüße,
    Amely

    17. April 2018 at 19:56
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