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Deep Shit

Binge Watching: Drei Serien-Empfehlungen für den Winter

The Marvelous Mrs. Maisel

The Marvelous Mrs. Maisel von der bekannten Produzentin Amy Sherman-Palladino (Gilmore Girls) erzählt von einer Frau aus New York City im Jahr 1958, die von einer Hausfrau aus der Upper West Side zur Stand-Up-Comedian in Greenwich Village wird. (Foto: Amazon)

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Die Tage werden immer kürzer, die Abende länger. Und wer hat schon Bock bei Wind und Regen das Sofa noch einmal zu verlassen? Ich jedenfalls nicht und deshalb suchte ich ab sofort ganz ohne schlechtes Gewissen ein paar Serien durch – schön gemütlich mit einer Tasse Glühgin oder Bratapfellikör und eingekuschelt in eine Decke. Hallo usseliger Winter, du kannst mich mal!

Eigentlich wollte ich euch eine Liste mit 10 Serien aufschreiben. Da ich mich aber so schlecht kurzfassen kann und Nic gerade auch eine echt gute Auswahl an Serienfutter zusammengestellt hat, beschränke ich mich heute mal auf drei Empfehlungen, die ich mit euch teilen will.

Keine Serie, die ich euch vorstelle, ist wirklich neu, aber ich bin meist absichtlich etwas hinterher, da ich es hasse, wenn nur halbe Staffeln online sind oder Folgen so nach und nach eingestellt werden, da sie aktuell in den USA noch im linearen Fernsehen laufen. Ich möchte am Stück alles verfügbar haben.

Zwei der heutigen Serien-Tipps sind bei Amazon Prime zu sehen, eine bei Netflix. Das ist vermutlich Werbung, ich bekomme aber keine Kohle dafür, dass ich das hier schreibe. Wisster Bescheid. Gut, dann starten wir nun endlich mal.

The Marvelous Mrs. Maisel

Hach, New York. Ich liebe diese Stadt ja. Spielen Serien in der amerikanischen Metropole an der Ostküste, punkten sie bei mir allein dadurch schon. All-time favorite meiner liebsten New York-Serien ist und bleibt Friends. Doch auch The Marvelous Mrs. Maisel erwärmt mein NYC-Herzchen.

Worum geht’s?

Unsere Protagonistin ist eine jüdische Hausfrau der späten 50er-Jahre, die zusammen mit ihrem Mann regelmäßig die New Yorker Künstler-Clubs aufsucht. Sein Ziel dabei: Stand-up-Comedian werden. Leider ist er wenig talentiert und seine Frau Miriam „Midge“ Maisel, gespielt von Rachel Brosnahan, eigentlich die Lustigere von den beiden. Nur durch ihre Kochkünste schlägt sie Auftrittszeiten für ihren Mann raus. Als Dank für die Unterstützugn seiner Frau macht er sich seine Sekretärin klar und verlässt Midge. Die steht nun ziemlich dumm da: Denn wie viel Sinn ergibt ein Leben ohne einen Mann, dem man dienen kann?

Warum sollte ich The Marvelous Mrs. Maisel schauen?

Wegen New York, das sagte ich ja bereits. Uuuuund wegen der großartigen Kostüme. Mit Midge bewegen wir uns an der Upper West Side New Yorks stets im feinen Zwirn. Ihre Familie ist wohlhabend, sie immer adrett gekleidet. Doch wenn sie aus ihrer Hausfrauen-Rolle ausbricht, wird es schmutzig und lustig. Denn in Wahrheit ist sie diejenige, die auf die Bühne gehört und nicht ihr Mann.

Mich hat erst die Aufmachung der Serie etwas abgeschreckt, dann war ich aber ziemlich schnell Fanboy von Midge Maisel und ihrer naiven Art, Comedy Star werden zu wollen. Und das in einer Zeit, in der es für viele Frauen ausschließlich darum ging, zu heiraten, Kinder zu bekommen und eine gute Hausfrau zu sein. Crazy finde ich das so aus heutiger Sicht.

Für mich hat die Serie sehr viel Charme, ich liebe die Einrichtung der 50er und den Kontrast der zwei Lebenswelten der Midge Maisel: Auf der einen Seite piekfeine Dame, die durch den Central Park flaniert, auf der anderen Seite derbe Künstlerin in verrauchten Comedy-Clubs, die ihrer Karriere voranreibt. Ziemlich lässig die Gute.

Dynasty

Ich hatte es schon einmal in meiner Instagram Story erwähnt: Ich bin ein großer Fan der Neuauflage des Denver Clans. Dieses Mal auch in Deutschland unter dem Titel „Dynasty“ bei Netflix zu sehen.

Worum geht’s?

Die Serie orientiert sich grob am Original und ist keine Fortsetzung, sondern ein Reboot. Wie damals dreht sich alles um die stinkreiche Familie Carrington. Erzählt wird wieder von Anfang an: Ihre Millionen haben die Carringtons mit der Förderung von Öl gemacht. Tochter Fallon (herausragend verkörpert von Elizabeth Gillies) strebt den Geschäftsführer-Posten in der Firma Carrington Atlantic  an, wird aber für die neue Frau ihres Vaters Blake abserviert. Gefrustet verbündet sie sich mit dem Erzfeind der Familie und intrigiert fortan fröhlich und äußerst amüsant gegen ihren Vater.

Warum sollte ich Dynasty schauen?

Dynasty ist eine der besten Soaps, die ich je gesehen habe: Schnell, belanglos, witzig, voller Wendungen, bedient alle Genreklischees und spielt in einem traumhaften Setting der Schönen und Reichen. Schön ist hier wirklich fast jeder! Oberflächlich, I know. So bin ich halt.

Aber ganz ehrlich: Ich schaue Dynasty unter anderem tatsächlich wegen der Figur Sammy Jo – im Reboot mit Rafael de La Fuente besetzt. Aus der weiblichen Figur wurde also eine männliche. Wer das nicht abkann, dem wird Dynasty in der Neuauflage nicht gefallen. Sammy Jo ist aber nicht nur unfassbar attraktiv, sondern auch noch schwul und fängt was mit dem Sohn der Caringtons, Steven, an. Was will man (also ich) mehr?

Was ist besser: Der „alte“ Denver Clan oder die Neuauflage?

Schwer zu sagen. Zumal ich das Original nur in Auszügen kenne. Das neue Dynasty ist überdreht und besticht durch Referenzen auf die Serie aus den 80er Jahren. Manche Kostüme sind so geil adaptiert, mache Dialoge so 80er… Meiner Meinung nach eine sehr gelungene Neuauflage, die auch als eigenständige Serie funktioniert ohne den Denver Clan der 80er zu kennen. Eine Eins-zu-Eins-Kopie ist Dynast eben nicht, und das ist auch gut so: Schaut man sich das Frauen- und Schwulenbild im Original an, ist die Neuauflage dann zum Glück doch fortschrittlicher.

Deutschland83

Deutschland83 hat zahlreiche Preise gewonnen.

Deutschland83 hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter den Adolf-Grimme-Preis und die Goldene Kamera. Für seine Rolle als Martin Rauch erhielt Jonas Nay den Deutschen Fernsehpreis. (Foto: RTL)

Werden wir noch kurz politisch. Denn auch wenn dieser Gin- und Gedöns-Blog nicht den Anschein erweckt, so bin och doch ein politisch interessierter Mensch. Ich lese jeden Tag die lokale Zeitung und klicke mich durch Analysen in Nachrichten-Portalen. Allgemein bin ich zwar mehr an aktuellem Zeitgeschehen interessiert, aber auch alles, was mit der DDR, der Stasi und der Einschränkung der freien Meinungsäußerung zu tun hat, finde ich spannend, wenn man das bei den Themen so salopp sagen darf.

Es gibt zwei Serien, die ich in den letzten Jahren zu dem Thema sehr gemocht habe: Weißensee und aktuell Deutschland83. Vor allem die zweite Serie kam im linearen Fernsehen gar nicht gut an. Lief allerdings auch bei RTL. Ohne dem Durchschnittszuseher der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen zu nahe treten zu wollen, aber ich glaube Deutschland83 war bei RTL falsch aufgehoben. Mittlerweile wurde die Serie auch in Deutschland umbenannt, da die zweite Staffel im Jahr 1986 spielt. Die Rechte für die Erstausstrahlung für Deutschland liegen jetzt bei Amazon.

Zwar ist die Serie insgesamt recht modern aufbereitet, erzählt alles sehr schnell und viele Charaktere haben wenig Tiefgang – also pro RTL, aber insgesamt ist die Thematik dann doch wohl zu komplex. So ein Geschichtsthema lässt sich bei RTL anscheinend einfach nicht gut verkaufen. Ihr solltet dem Stoff trotz des RTL-Labels aber eine Chance geben.

Worum geht es bei Deutschland83?

Nur ganz kurz: Wir befinden uns im Kalten Krieg. Die USA rüsten mit der UdSSR um die Wette und die DDR spielt eine entscheidende Rolle. Unser Protagonist Martin Rauch wird als Spion nach West-Deutschland eingeschleust. Bei der Bundeswehr soll er herausfinden, ob die NATO einen Angriff auf Russland vorbereitet.

Wer jetzt denkt: Puh, so Militär-Strategie-Nerd-Kram, der irrt. Um die Mission geht es nur am Rande und ihr braucht auch kein Waffen-Studium, um die Dialoge zu verstehen, ich sag nur RTL, ihr versteht.

Warum ich Deutschland83 gucke

Ich mag den Ansatz sehr gerne. Denn anders als bei Weißensee herrscht in Deutschland nicht die ganze Zeit eine Depri-Stimmung vor. Machart, popkulturelle Referenzen und die Dynamik der Serie sorgen für Spannung ohne mit der Moral-Keule zu schwingen. Zeitweise gewinnt man den systemtreuen DDRlern sogar Sympathie ab. Auch die Farbgebung der Bilder gefällt mir. Während die meisten Serien mit der Thematik entsättigt und in Brauntönen daherkommen, gibt es hier geile 80er-Jahre Outfits in kunterbunten Farben.

Manchmal ist die Serie trashig-überdreht, beispielsweise bei der Sequenz im Bordell, etwas, was ich auch sehr mag. Selbst die Einflechtung historischer Aufnahmen und weltpolitischer Hintergründe gelingt erstaunlich gut ohne das man sich denkt „Huch, was soll das denn jetzt?“. Ich nennen hier als Negativbeispiel mal den Tatort, wo ich das immer ganz furchtbar finde…

Kritische Stimmen

Bei der Rezeption muss man einige Naturgesetzte und im Alltag unrealistische Handlungsweisen ignorieren, wenn man Freude an Deutschland haben möchte. So bräuchte wohl jeder, der ähnlich viel erlebt hat wie der Protagonist nach spätestens drei Monaten einen stationären Aufenthalt in der Psychiatrie. So geht es Schlag auf Schlag. Liebe, Intrigen, Tod und weiter ohne Trauerphase. Aber hey, in der filmischen Realität passt da alles schön zusammen, also who cares?

Eine oft gelesene Kritik: Die Macher hätten die historischen Hintergründe schlecht recherchiert und der Ablauf der Dinge sei ein anderer gewesen. Auch die Bundeswehr würde nie so agieren wie gezeigt. Dazu sage ich nur: Mir ist es meist ziemlich egal, ob das jetzt gerade „unlogisch“ oder „in echt“ anders war. Darum geht es mir persönlich nicht. Wenn es filmisch Sinn ergibt und nicht allzu hanebüchen ist, macht es mir nichts aus, wenn Geschichte und Fiktion nicht Hand in Hand laufen. Ich schaue ja eine Unterhaltungsserie und keine Doku.

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6 Comments

  • Reply Nic {luzia pimpinella}

    Hi Julius!

    The Marvelous Mrs. Maisel wartet schon auf meiner Watchlist für den langen Winter. Gerade haben wir Deutschland 83 angefangen – sehr coole Serie.

    Bei Dynasty habe ich mal reingeguckt, aber keine Folge überstanden. Allerdings bin ich ja auch Jahrgang 70, das heißt das Original war damals voll mein Ding. Da kommt Remake für mich einfach nicht dran…

    Danke übrigens für die Verlinkung… 🙂

    Ganz liebe Grüße
    Nic

    6. Dezember 2018 at 16:40
    • Reply Julius

      Klar, gerne.

      Und ich kann verstehen, dass du Dynasty abgebrochen hast. Ist schon trashig, aber ich liebe es … Die zweite Staffel von Deutschland sagt mir leider gar nicht zu. Bin gespannt, was du davon hälst. War ganz enttäuscht nach dem mir die erste so gut gefallen hat.

      Liebe Grüße
      Julius

      6. Dezember 2018 at 17:11
  • Reply Bine

    Oh, The Marvelous Mrs. Maisel ist schöööön! Die anderen beiden kenne ich noch nicht.
    Hören sich interessant an, aber ich schaue ja am liebsten Serien und Filme, die noch mehr in der
    Vergangenheit spielen. The Crown gefiel mir z.B. ausgesprochen gut. Seitdem lese ich jede Gala beim
    Friseur mit anderen Augen. Absolute Lieblingsserie der letzten Zeit. 🙂

    8. Dezember 2018 at 7:07
    • Reply Julius

      Oh ja, The Crown finde ich auch super. Da warte ich ganz sehnsüchtig auf die neue Staffel.

      8. Dezember 2018 at 7:32
  • Reply Maike

    Mrs. Maisel klingt super! Muss ich dann zusätzlich zum Netflix-Abo auch noch das Amazon-Paket buchen…? Vielleicht wird es jetzt mal Zeit. 😉
    Bei Dynasty hab ich aus den gleichen Gründen wie Nic gar nicht reingeschaltet. Ich hab die Serie damals auch geliebt. Aber dann versuche ich es doch mal, wenn Du sagst, dass sie gut ist.
    Übrigens, mir geht es auch so, dass ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen kann, ständig auf die nächste Folge zu warten. Bingewatching, ich bin auch ein Opfer… 🙂
    Fröhliches Seriengucken!

    9. Dezember 2018 at 8:53
    • Reply Julius

      Mal sehen, was du dann zu Dynasty sagst. Ist schon stilistisch ganz anders als früher…

      10. Dezember 2018 at 17:06

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