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Ruhrpott, Drinks

Wie ich zum WeinEntdecker geworden bin und wie auch ihr ganz leicht einen guten Wein erkennen könnt

Weinbistro Spiesser Essen Rüttenscheid

Enthält Werbung für den „Tag des offenen Weins“ in Essen

Ihr kennt das: Man ist irgendwo eingeladen und möchte gerne einen guten Wein als Geschenk mitbringen. Im Markt eures Vertrauens steht ihr dann ziemlich ratlos vor einer riesigen Auswahl. Weiß oder rot? Trocken oder lieblich? Einen Wein aus Italien oder Deutschland? Was bedeuten die vielen Prüfsiegel und schmeckt auch der Weißburgunder für 5 Euro die Flasche? Oder ist das Wein, den man besser stehen lassen sollte?

Was ist guter Wein?

Mir, der echt gerne mal einen Wein trinkt, geht das immer wieder so. Ich bin dann ziemlich überfordert, traue mich aber auch nicht, einen Verkäufer anzusprechen und mich beraten zu lassen. Er könnte ja feststellen, dass ich gar keine Ahnung von Wein habe oder ich sage etwas total Dummes und er erkennt sofort, dass ich ihm Weinwissen vorgaukele. Denn Ahnung habe ich nur von Spirituosen und da insbesondere von Gin und Korn. Also kaufe ich dann meist einen Weißwein mit einem schönen Etikett auf dem „trocken“ steht. Aber ob ich gerade einen guten Wein in den Händen halte oder irgendeinen Fusel, der mir mit seinem Etikett vortäuscht total toll zu sein, kann ich nicht genau sagen.

Als ob das Deutsche Weininstitut geahnt hätte, dass ich in diesem jämmerlichen, aber höchstwahrscheinlich gar nicht so seltenen Zustand des gefährlichen Halbwissens gefangen bin, schickte es mir eine Mail mit der Frage, ob ich den „Tag des offenen Weins“ kennen würde. Kannte ich nicht, fand ich aber interessant. Das Institut lädt im September alle Weinfans und die, die es noch werden wollen, zu einem Aktionstag ein. Ziel ist es, ganz easy und unkompliziert Weine zu genießen und in einer lockeren Atmosphäre sein Weinwissen ein bisschen zu festigen.

Das finde ich ziemlich cool, da es auch in Essen diesen Aktionstag am 8. September, in der Zeit von 14 bis 18 Uhr geben wird. Im Vorfeld hatte ich die Möglichkeit ein teilnehmendes Weinbistro aufzusuchen und mich beraten zu lassen. Ich entschied mich für das #spiesser in Essen-Rüttenscheid und konfrontierte das Team dort mit einer ziemlich platten Frage: Was ist guter Wein? Es folgte ein netter Nachmittag, an dem ich viel gelernt und auch probiert habe. Vorab sei gesagt: Soooo schwer ist das gar nicht mit dem Wein. Man muss nur wissen, wie man vorgeht, um zu dem Wein zu kommen, der einem schmeckt. Und das versuche ich euch jetzt mal zu erläutern.

WeinEntdecker Wochen Essen im Weinbistro Spiesser

Wie erkenne ich guten Wein?

Natürlich gibt es nicht das eine Knaller-Kriterium, einen Klopftest wie bei einer Wassermelone oder DAS Prüfsiegel auf der Flasche, das einem sagt: Jo, hier haste einen Wein, der wird dir schmecken. Denn Geschmäcker sind verschieden und DEN Wein für alle gibt es einfach nicht. Aaaaaaaaaaber, bevor ihr jetzt wieder denkt, oh nein, es ist doch alles komplizierter als gedacht, verzweifelt nicht, sondern lest erst einmal weiter. Denn es gibt eine Art Anleitung, wie ihr herausfinden könnt, was zu euch und eurem Geschmack passt.

Vorm Weinregal

Zum einen solltet ihr euch zunächst im Klaren sein, will ich einen Rotwein oder einen Weißwein kaufen. Ich würde immer zum Weißwein gehen. Da angekommen, wählt zum Einstieg am besten einen sortenreinen Wein. Also keinen Cuvée, denn der besteht aus einer Mélange von verschiedenen Rebsorten. Das macht es für den Einsteiger zu komplex und unübersichtlich.

In den meisten Läden gibt es eine Einteilung nach Ländern. Da wählt doch dann einfach Deutschland. Warum Wein aus Deutschland? Weil Wein aus Deutschland genauso vielfältig ist und gut schmeckt wie aus Frankreich oder Italien. Mit anderen Ländern können wir uns ja später mal beschäftigen.

Das Etikett

Auf dem Etikett sind meist viele Infos, die euch eurem Ziel näher bringen, gut aufgeführt. Schaut einfach mal nach den Anbaugebieten. In Deutschland wird auf einer Fläche von insgesamt rund 102.000 Hektar Wein angebaut. Die Rebfläche verteilt sich auf 13 deutsche Weinanbaugebiete für Qualitätsweine, die in ihrer Größe sehr stark variieren.

Wer auf welcher Fläche welche Sorte anbaut, ist für euch zunächst einmal nicht so relevant. Entscheidend ist nur, dass ihr wisst, dass es unterschiedliche Anbaugebiete gibt, wo zum Teil die gleichen Rebsorten stehen. Das heißt ein Weißer Burgunder aus der Pfalz kann anders schmecken als ein Pinot Blanc (das ist einfach nur eine andere Bezeichnung für Weißburgunder) aus dem Elsass. Beide Weine stammen aber aus der gleichen Rebsorte.

Der Jahrgang

Als nächstes wird euch der Jahrgang auffallen. Das Team des #spiessers in Essen war sich da ziemlich einig: Der Jahrgang spielt erst einmal keine Rolle. Ob der Wein nun aus dem Jahr 2017 oder 2015 stammt, werdet ihr nicht herausschmecken. Wichtig ist der Jahrgang für Profis. Was sagt er aber nun eigentlich aus? Im Grunde genommen gibt es gute und schlechte Jahre. Da Wein nun mal ein Naturprodukt ist, wird nicht immer gleich viel geerntet. Vor allem müsst ihr bedenken, dass nur ein Mal im Jahr Weinlese ist. Das heißt die Mengen unterscheiden sich von Jahr zu Jahr. Alle wollen natürlich nur das gute Zeugs. Das wird dann teurer, wenn es nur geringe Mengen davon gibt. Klingt logisch. Wie gesagt, für euren Weißburgunder völlig irrelevant.

Wenn euch das alles dennoch schon an dieser Stelle zu komplex wird ein Tipp, der mir auch im #spiesser sehr ans Herz gelegt wurde: Lasst euch beraten! Traut euch in ein Fachgeschäft und habt keine Scheu den Kellner oder die Kellnerin zu fragen.

Weinbistro Spiesser Essen-Rüttenscheid

Warum ihr keine Angst vorm Fachhandel haben solltet

  1. Ihr seid Ärztin, Steuerberater oder Pädagoge, ihr kennt euch in eurem Job aus. Der Weinfachhändler hat eben sein Gebiet, in dem er der Profi ist. Es ist seine Aufgabe, euch zu beraten und an den Wein heranzuführen. Nicht eure, ihm zu gefallen und schlaue Fragen zu stellen.
  2. Jeder hat einmal klein angefangen. Wenn ihr Einsteiger seid, sagt das ruhig zu Beginn des Gesprächs. Das wird euch ein guter Berater nicht übel nehmen.
  3. Nennt ihm ein Preissegment und was ihr sonst gerne mögt. Er wird euch dann Schritt für Schritt zu „eurem“ Wein führen.
  4. Wenn ihr an einen guten Fachhändler oder einen guten Kellner im Restaurant geraten seid, wird der nicht versuchen, euch irgendwas zu verkaufen, sondern euch ehrlich beraten, auf Augenhöhe. Wenn ihr das Gefühl habt, ihr versteht etwas nicht, fragt einfach nach. So ein Gespräch sollte immer auf Augenhöhe stattfinden, denn letztlich habt ihr mit dem Händler oder Kellner eins gemein: Die Freude am Wein und der Kauf soll ja Spaß machen und euch ein gutes Gefühl geben.

Gibt es guten, günstigen Wein?

Wein hat für mich immer dieses Image des Gehobenen gehabt. Aber das ist wohl eher meine komische Ansicht. Denn Wein ist eigentlich klassenlos. Das sieht man im #spiesser in Essen-Rüttenscheid übrigens genauso. Deshalb findet ihr dort an den Wänden ganz unterschiedliche Portraits, die zwar in der Machart gleich sind, da alle Spaß am Wein haben. Aber die Personen sind höchst unterschiedlich. Jung und alt, Mann und Frau, wohlhabend und Durchschnittsverdiener usw.

Das Gute: Es gibt in jedem Weinsegment gute und weniger gute Weine. Auch für Einsteiger, die in der Gastronomie nicht 10 Euro für das Glas ausgeben wollen, findet sich etwas. Und auch in der Weinbar oder dem Weinladen eures Vertrauens wird es Weine geben, die nicht super teuer sind und dennoch zu euch und eurem Genuss passen.

Haben gute Weine immer einen Korken?

Nö, die Schraubverschluss- und Korkendiskussion lässt sich abkürzen: Kork ist ein Naturmaterial. Es ist eigentlich nur sinnvoll, wenn der Wein im Keller über eine längere Zeit gelagert wird. Denn so ist der Wein nicht luftdicht abgeschlossen. Mit einem Naturkorken liegt der Wein im Regal, damit der Kork nicht austrocknet. Da wir in der Regel Wein nicht lagern, sondern kaufen und innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten trinken, ist der Schraubverschluss oder ein Korken aus Kunststoff praktisch und genauso gut. Zudem hat er den Vorteil, dass er eben nicht korken kann.

Der „Tag des offenen Weins“

So, mit diesem Basic-Wissen könnt ihr nun super beim „Tag des offenen Weins“ teilnehmen. Unter dem Motto „WeinEntdecker werden!“ feiern die bundesweiten Aktionswochen des Deutschen Weininstituts (DWI) vom 7. bis 23. September dieses Jahres schon ihr siebenjähriges Bestehen.

Frischen Wind erhält die diesjährige WeinEntdecker-Edition durch die erwähnten „Tage des offenen Weins“. Weinhändler aus zehn verschiedenen Großstädten beteiligen sich an dieser Sonderaktion und bieten einen Tag lang drei heimische Weine zu einem einheitlichen Preis an.

Teilnehmerstädte

  1. September
  • Hamburg
  • Essen
  • Düsseldorf
  1. September
  • München
  • Nürnberg
  • Leipzig
  1. September
  • Berlin
  • Frankfurt
  • Köln
  • Münster

Ablauf am „Tag des offenen Weins“

  • Ihr könnt euch die Touren selbst zusammenstellen und so viele Weinhandlungen besuchen, wie ihr wollt. Der „Tag des offenen Weins“ findet von 14:00 bis 18:00 Uhr statt.
  • Pro Weinhandlung stehen drei deutsche Weine zur Verkostung bereit.
  • In einigen Lokalen gibt es Blindverkostungen, drei Weine derselben Rebsorte aus drei unterschiedlichen Anbaugebieten etc. Schaut am besten mal auf der Seite der „WeinEntdecker-Wochen“ und bei Facebook vorbei, hier sind nicht nur alle Teilnehmer aufgelistet, sondern auch, welche Weine es jeweils zu entdecken gibt
  • Der 3er-Flight kostet 5 Euro, die der Händler aus seinem eigenen Sortiment auswählt.

Welche Weinfachhandlungen und Vinotheken sind in Essen mit von der Partie?

In Essen ist nicht nur das #spiesser, in dem ich vorab zu Gast war, dabei, sondern auch noch sieben andere Weinbistros, -fachhändler und Vinotheken, die sich quer über die ganze Stadt verteilen. Wer keinen Bock auf Rüttenscheid hat, kann auch ganz im Norden und ganz im Süden fündig werden.

Weinbistro Spiesser Essen RüttenscheidWeinbistro Spiesser Essen RüttenscheidSpiesser Essen Rüttenscheid Garten

Hier alle Teilnehmer:

  • #spiesser
  • Emma 2
  • CB Weinhandel
  • WeinPalette Essen
  • vino grande
  • Weinzeche
  • Steillage
  • die korkenzieher

Wenn ihr keine Zeit habt, am 8. dabei zu sein, dann empfiehlt euch das Team vom #spiesser, einfach mal bei einem Weinhändler vorbei zu gehen und ein paar Weine zum Probieren mitzunehmen. Ein Weintasting mit Freunden könnte dann so ablaufen.

  1. Beim Weinhändler vier Weine der gleichen Rebsorte empfehlen lassen.
  2. Notieren, in welcher Reihenfolge ihr welchen Wein probieren sollt.
  3. Weine nacheinander probieren und im besten Fall Notizen machen. Ihr müsst dabei nicht alle Aromen rausschmecken oder Aprikosen und Mandeln riechen. Aber Farbe, Geruch und Geschmack sind natürlich drei Kategorien, die ihr unterscheiden könnt.

Weinbistro Spiesser Essen RüttenscheidWeinbistro Spiesser Essen-RüttenscheidWein und Bistro Spiesser Essen Rüttenscheid

Bleibt abschließend die Frage …

Wie trinkt man Wein?

Hört sich jetzt komisch an, aber natürlich aus Weingläsern. Macht auch hier einfach mal den Test und trinkt einen Wein (oder ein Mineralwasser, egal) aus einem Plastikbecher, aus einem Tumbler-Glas und aus einem dünnwandigen Weinglas. Und, merkt ihr den Unterschied?

Zudem probiert doch mal, Wein nicht einfach nur zu trinken, sondern ihm Luft zuzuführen. Auch als Schlürfen bezeichnet. Verweilt dann kurz, schluckt und atmet aus der Nase aus. Was passiert dabei? Der Sauerstoff setzt mehr Aromen frei, die könnt ihr dann zum einen schmecken und zum anderen in der Nase wieder finden.

Ein anderer Tipp, der mir im #spiesser gegeben wurde, den ich sehr cool fand. Besorgt euch doch einfach mal die angegebenen Tasting Notes als Ursprungsprodukt. Also zum Beispiel weißen Pfirsich, Birne oder grünen Apfel. Oft wissen wir ja gar nicht mehr, wie bestimmte Dinge riechen und schmecken, da wir uns so sehr an das gewöhnt haben, was die Industrie als „Aroma“ vorgibt. Bestes Beispiel für mich ist immer ein Erdbeerjoghurt aus dem Kühlregal und ein Naturjoghurt, in den ich selbst Erdbeeren vom Feld schneide. Die Erdbeeren riechen und schmecken anders als im fertigen Erdbeerjoghurt.

Wenn ihr die Urspungsprodukte habt, könnt ihr gucken, ob ihr die angegeben Aromen im Wein wiederfindet. Viel Spaß dabei!


Und ich sage vielen Dank an das Team des #spiessers um Marko Vogt und Sascha Korte, die mir mit ihrem geballten Fachwissen sehr geholfen haben. Besucht das Weinbistro in Rüttenscheid ruhig auch einmal und macht euch einen schönen Abend. Ich hab gehört, da gibt es nicht nur guten Wein, sondern auch sehr leckeres Essen.

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3 Comments

  • Reply Haydee

    Hört sich gut an und sieht sehr einladend aus. Und die Veranstaltung merke ich mir. Vor Supermarktregalen stehe ich auch immer wie ein Depp. Daher habe ich mir echt angewöhnt, hier in den Fachhandel (ich bevorzuge die Vinery hier in Bochum!!) zu gehen. Das zahlt sich definitiv aus! Danke für die guten Tipps.

    31. August 2018 at 17:16
    • Reply Julius

      Ich habe auch echt viel gelernt im #spiesser. Fand ich sehr hilfreich.

      31. August 2018 at 17:18
  • Reply Vivi

    Das ist ja eine super Einführung in die Weinkunst 🙂
    Vielen Dank dafür 😉

    Alles Liebe
    Vivi

    17. September 2018 at 15:28
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