
Der August war ein Monat zwischen Fernweh und Alltag. Noch einmal Sonne tanken, bevor der Herbst kommt. Noch einmal draußen sein, schwimmen, irgendwo nichts müssen. Und trotzdem lag über allem schon diese Ahnung, dass der Sommer bald kippt. Vielleicht war genau das der Grund, warum sich vieles intensiver angefühlt hat.
In diesem Monat ist alles anders. Es gibt nur drei Fragen, da ich nicht so wahnsinnig viel erlebt und nachgedacht habe. Soll auch mal vorkommen.
Inhalt
Warum lohnt es sich manchmal, genau dorthin zu reisen, wo man eigentlich nie hinwollte?
Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass ich im Hochsommer nach Mallorca fliege. Zu voll, zu teuer, zu viel Ballermann. Aber manchmal macht man Dinge trotzdem und wird überrascht. Eine Freundin hatte ein Haus auf dem Land aufgetrieben und wir sind relativ spontan los.
Das Haus lag abseits, in einer dieser flirrenden Landschaften, die im Sommer schon ziemlich ausgetrocknet sind. Dicke Mauern, Terrakottafliesen, schwere Türen, die man mit beiden Händen aufziehen muss. Im Haus gibt es kein Internet. Dafür weht durch die Räume ein Wind, der die Vorhänge bewegt, und aus der Küche klingt das Klirren alter Teller. Abends, wenn die Sonne untergeht, wird das ganze Haus golden. Wenn man aus dem großen Fenster im Wohnzimmer schaut, türmt sich eine Wand aus Kakteen auf.
Wir hatten keinen Pool. Also sind wir früh aufgestanden, meist gegen sieben, und in die Buchten gefahren. Um acht war es dort schon belebt, um elf trat man sich gegenseitig auf die Füße, wenn man ins Wasser wollte.
Danach sind wir zurückgefahren, ich habe auf eine der vielen Terrassen gelegt, gelesen und geschwiegen. Ich habe stundenlang dort im Schatten gesessen, auf den Horizont geschaut und mich gefragt, wann ich zuletzt so wenig getan und mich dabei so richtig gefühlt habe.
Einmal sind wir nach Palma gefahren, um die Kathedrale zu sehen. Sie hatte mir in all den Jahren noch gefehlt. Beeindruckend, wie das Licht durch die bunten Fenster fällt und sich auf dem Stein bricht. Danach wieder raus aufs Land, weg vom Trubel. Diese Mischung aus Weite, Stille und Hitze hat mir gutgetan. Vielleicht war das mein schönster Trip des Jahres, obwohl ich ja auch in Paris, Danzig und dem Elsass war. Echt viele Städte dafür, dass ich keinen Städtetripp in diesem Jahr machen wollte ;)!


Wieso fühlt sich Freibad manchmal nach Sommerglück an?
An einem der letzten warmen Tage im August war ich noch einmal im Freibad. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr hin, da ich dachte, es ist zu spät im Jahr und zu viel los. Aber dann lag die Sonne so schön über der Stadt: Also, warum nicht? Dank Hansefit kostet es mich ja nichts.
Es war natürlich voll. Kreischende Kinder, Jugendliche mit Bluetooth-Boxen, Familien, die die halbe Wiese belegten. Normalerweise würde mich das stören, aber im Freibad ist das anders. Solange man im Wasser noch Platz zum Schwimmen hat, gehört das Gedränge für mich irgendwie dazu. Diese Mischung aus Chlor, Sonnenmilch und Frittierfett ist doch der Inbegriff von Sommer in der Stadt.
Ich hab mir Pommes in der klassischen Pappschale mit Mayo geholt und in dem Freibad bekommt man tatsächlich einen dieser Abreißzettelchen mit Nummer drauf zum Warten. Cute. Und dazwischen hab ich beobachtet, was die Leute so tragen. Eine erstaunliche Zahl an Jugendlichen, die Boxershorts unter den Badehosen tragen. Warum, weiß wohl niemand. Das Internet meint, die schneiden die Netze aus den Shorts und tragen stattdessen halt dann die Baumwoll-Unterwäsche drunter. Okay. Jedenfalls: wild.
Ich bin ein paar Bahnen geschwommen, hab mich danach auf die Wiese gelegt, ein bisschen gelesen in „Der dunkle Sommer“ – werde ich nicht so richtig mit warm – und die Sonne noch ein letztes Mal so richtig genossen. Dieses Gefühl, dass alles gerade genau richtig ist, bevor es wieder kühler wird.




Was lernt man über sich, wenn einem jemand ans Auto fährt?
Es war abends, ich war einkaufen, nichts Besonderes. Als ich im Dunkeln an meinem Auto vorbeiging, steckte unter dem Scheibenwischer ein Zettel. Handschriftlich, auf offiziellem Papier. Erst dachte ich: irgendein Scam. Aber da stand tatsächlich „Polizei Bochum“ und eine Nummer, die ich anrufen sollte.
Ich hab noch am Abend dort angerufen, und eine Beamtin erklärte mir, dass jemand mir beim Ausparken ans Auto gefahren war. Ich könne den Unfallbericht abholen. Also stand ich kurz darauf in der Wache und bekam ein Formular in die Hand, auf dem erstaunlich viele Daten standen: Kennzeichen, Name, Adresse, Geburtsdatum der Fahrerin, dazu eine kleine Skizze des Parkplatzes.
Ich hab den Bericht mitgenommen, zu Hause neugierig gegoogelt und stand plötzlich mitten in einem Leben, das nicht meins ist. Es war ein komisches Gefühl: Wie viel man über so Personen erfahren kann, die man gar nicht kennt und kurz hatte ich auch ein bisschen das Bedürfnis, das einfach nicht zu verfolgen. Aber da die Polizei den Unfall ja schon aufgenommen hatte, bin ich den ganz offiziellen Weg gegangen.
Geärgert hat mich das Ganze kaum. Sowas kann passieren. Was mich nervt, ist das Danach: die Versicherung, die ewig braucht, der Papierkram, die Formulare. Es ist jetzt Wochen her, und das Geld ist immer noch nicht da. Vielleicht ist das die passende Fußnote für diesen Monat: Alles dauert ein bisschen länger, als man denkt.

PS: Jaaaaaaaaaaa, alle Bilder ausnahmsweise von Mallorca und kein schrottiges Auto und auch keine Freibadimpressionen. I know.
PPS: Hier könnt ihr nachlesen, was mich im Juni und hier, was mich im Juli beschäftigt hat.