
Vier Tage, sieben Orte, unzählige Eindrücke: Das Elsass ist wie gemacht für ein verlängertes Wochenende. Von Bochum aus waren wir in rund fünf Stunden in Straßburg und damit mitten in einer Region, die für Fachwerkdörfer, Weinberge und französische Lebensart steht. Anfang September war die perfekte Zeit: Das Hochsommer-Gedränge hatte sich gelegt, die Temperaturen waren angenehm warm und die Abende noch lang genug für einen Drink im Freien.
Unser Ausgangspunkt war Straßburg. Von hier aus haben wir an vier Tagen die wichtigsten Orte des Elsass erkundet: von mittelalterlichen Dörfern bis zu einer der schönsten Burgen Frankreichs.
Inhalt
Tag 1: Straßburg – Elsass mit Großstadtflair
Straßburg ist die größte Stadt im Elsass und gleichzeitig eine, in der man sich sofort zurechtfindet. Unser Hotel lag direkt gegenüber vom Hauptbahnhof: das Hôtel Tandem – Boutique Hôtel. Stylisch eingerichtet, mit freundlichem Personal und für uns perfekt als Ausgangspunkt. Gefrühstückt haben wir allerdings nicht dort, sondern lieber unterwegs: Auf dem Weg in die Altstadt lockten herrliche Pain au Chocolat und Croissants aus der Bäckerei. Genau das Richtige, um den ersten Tag im Elsass zu starten. Von hier sind es nur wenige Minuten zu Fuß ins Viertel Petite France, das Herz der Altstadt.
Wer Straßburg besucht, sollte sich Zeit nehmen für:
- Das Straßburger Münster: Eine der höchsten Kirchen der Welt mit beeindruckender Fassade und einer astronomischen Uhr, die seit Jahrhunderten Besucher anzieht. Wer keine Höhenangst hat, sollte die 300 Stufen auf den Turm wagen – der Blick über die Rheinebene lohnt sich.
- Petite France: Ein ehemaliges Gerberviertel mit Kanälen, Kopfsteinpflaster und perfekt restaurierten Fachwerkhäusern. Heute finden sich hier viele Cafés und Restaurants, die sich ideal für eine erste Pause eignen.
- Der Place Kléber: Zentraler Platz und Treffpunkt mitten in der Stadt, umgeben von Geschäften und ideal für einen kurzen Bummel, bevor es weiter durch die Altstadt geht.
- Neustadt (Quartier Allemand): Ein Stadtteil mit imposanten Bauten aus der Kaiserzeit, entstanden nach der Annexion 1871. Heute UNESCO-Weltkulturerbe. Lohnt sich, wenn man ein Faible für Architektur hat.
Am Abend haben wir den Tag gemütlich in der Altstadt ausklingen lassen. Straßburg hat das Flair einer Großstadt, ist aber kompakt genug, um die wichtigsten Ecken bequem zu Fuß zu erkunden. Die Stadt ist ein idealer Startpunkt für eine Rundreise durchs Elsass.



















Tag 2: Von Kintzheim zur Hohkönigsburg – Waldwege und weite Blicke
Am zweiten Tag stand ein Highlight auf dem Programm: die Hohkönigsburg, eine der bekanntesten Burgen im Elsass. Wir haben in Kintzheim geparkt, genauer gesagt auf dem Parkplatz beim La Montagne des Singes (Affenpark). Von dort führt ein Wanderweg hoch zur Burg.
Der Vormittag begann mit Regen, was im ersten Moment nicht ideal wirkte, sich aber schnell als Vorteil herausstellte: Auf den Wegen war kaum etwas los, wir hatten den Wald fast für uns allein. Gut zwei Stunden ging es bergauf – anfangs gemütlich, später immer steiler und steiniger. Es war anstrengend, aber die Ruhe im Wald und das stetige Näherrücken der Burgtürme machten die Mühe wett. Kurz vor dem Ziel wird der Weg felsiger, da spürt man die Beine. Doch genau das machte den Aufstieg lohnend: Man erarbeitet sich die Burg Schritt für Schritt.
Oben angekommen, öffnet sich die Sicht auf die Hohkönigsburg. Das ist eine mittelalterliche Festung, die im 20. Jahrhundert aufwendig restauriert wurde. Von den Mauern blickt man weit über die Rheinebene bis hinüber zum Schwarzwald.
Der Abstieg hatte es dann nochmal in sich: Unser GPS-Signal war schwach, und so haben wir uns prompt ordentlich verlaufen. Statt des direkten Weges standen wir plötzlich mitten im Wald und haben anhand einer Hütte erkannt, dass wir den Weg definitiv nicht schon einmal gegangen waren. Mit etwas Umweg und ein paar nassen Schuhen sind wir schließlich wieder am Parkplatz angekommen. Im Rückblick eine Anekdote, die zur Tour dazugehört.
Wer es gemütlicher mag, kann übrigens direkt bis zur Burg hochfahren und dort parken. Für uns war der Aufstieg trotz Regen, steiniger Wege und Verirrung das eigentliche Erlebnis.


Hohkönigsburg – Fakten & Besuchstipps
Die Hohkönigsburg ist eine restaurierte Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert, gelegen in Orschwiller im Elsass. Ursprünglich im Mittelalter errichtet, verfiel sie im Laufe der Zeit und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts unter Kaiser Wilhelm II. aufwendig wiederaufgebaut. Heute ist sie eine der meistbesuchten Burgen Frankreichs. Völlig zu Recht.
Besichtigung & Rundgang
Man bewegt sich auf einem klar ausgeschilderten Rundweg durch die gesamte Anlage: Burghöfe, Zugbrücke, Waffensaal, die Wohnräume und die Wehrgänge bis hinauf zu den Türmen. Der Weg führt durch enge Treppenhäuser und über rund 300 Stufen. Wir haben uns Zeit gelassen und waren gut zwei Stunden unterwegs – mit Pausen für Fotos und Ausblicke. Wer mit Audioguide oder Führung unterwegs ist, kann locker drei Stunden einplanen.
Praktische Hinweise
Bevor man die Burg betritt, werden die Taschen kontrolliert. Drinnen gibt es Toiletten und auch Sitzgelegenheiten für kurze Pausen. Der Eintrittspreis ist mit rund 12 € für Erwachsene absolut fair, gerade wenn man bedenkt, wie aufwendig die Burg restauriert und gepflegt wird.
Wartezeiten
Bei unserem Besuch mussten wir nicht anstehen – wir konnten direkt durchgehen. Es gibt aber Absperrungen und eine markierte Warteschlange am Eingang. Das deutet darauf hin, dass es je nach Tageszeit (später Vormittag, Nachmittag) oder Saison durchaus Wartezeiten geben kann. Wer also in den Sommerferien oder am Wochenende kommt, sollte das im Hinterkopf behalten.
Lohnt sich der Besuch?
Definitiv. Die Kombination aus Geschichte, Architektur und Ausblick über die Rheinebene bis zum Schwarzwald ist beeindruckend. Die Hohkönigsburg ist kein schneller Fotostopp, sondern ein Erlebnis, das man sich mit Zeit und Ruhe gönnen sollte.












Tag 3: Fachwerkidylle – Eguisheim, Riquewihr und Kaysersberg
Auf dem Weg nach Colmar haben wir drei der bekanntesten Dörfer im Elsass besucht: Eguisheim, Riquewihr und Kaysersberg. Jedes dieser Dörfer ist ein kleines Juwel für sich – und alle drei liegen so nah beieinander, dass man sie gut an einem Tag schafft.
- Eguisheim ist wie ein Runddorf gebaut. Man läuft praktisch im Kreis und sieht dabei bunte Fachwerkhäuser, die sich eng aneinanderreihen. Fast jede Ecke sieht aus wie aus einem Bilderbuch.
- Riquewihr wirkt mittelalterlicher, mit Stadtmauern und Türmen. Die Hauptgasse ist zwar sehr touristisch, aber ein kurzer Abstecher in die Seitenstraßen lohnt sich – da wird es ruhiger und man bekommt trotzdem das volle Elsass-Gefühl.
- Kaysersberg hat uns besonders mit seinem Flusslauf und der kleinen Schlossruine gefallen. Über die Brücke mit den bunten Häusern zu laufen, war einer der schönsten Momente des Tages.
Nach diesen Zwischenstopps sind wir weiter nach Colmar, wo wir für zwei Nächte eine Ferienwohnung gebucht hatten. Praktisch, nach dem Hotel in Straßburg mal etwas mehr Platz und die Möglichkeit, sich selbst zu verpflegen. Einziger Nachteil: Es gab keinen eigenen Parkplatz. Wir mussten auf die Parkhäuser der Stadt ausweichen – und das summiert sich schnell. Deshalb mein Tipp: Entweder ein Apartment mit Stellplatz suchen oder die zusätzlichen Kosten von vornherein einplanen.
Eguisheim – das Bilderbuchdorf
Eguisheim wirkt fast zu perfekt, um wahr zu sein: kleine Gassen, die sich ringförmig um die Dorfmitte legen, und Fachwerkhäuser, die mit Blumen geschmückt sind. Man läuft hier tatsächlich im Kreis und entdeckt dabei immer wieder neue Details – geschnitzte Balken, bunt bemalte Fensterläden, winzige Plätze.
Spannend: Eguisheim gilt als eine der Inspirationsquellen für das Dorf in Disneys „Die Schöne und das Biest“. Wenn man durch die Straßen geht, versteht man sofort, warum. Ein Haus erinnerte mich sogar direkt an das Zuhause von Belle :)! man hätte sich nicht gewundert, wenn sie mit einem Buch unter dem Arm um die Ecke gekommen wäre.
Praktisch war auch das Drumherum: Wir konnten problemlos parken, die Gebühren waren überschaubar, und zwei Stunden reichen, um das Dorf in Ruhe zu genießen.







Riquewihr – Mittelalterkulisse mit vielen Tourist:innen
Riquewihr ist von einer Stadtmauer umgeben und wirkt wie eine Filmkulisse aus dem Mittelalter. Die Hauptgasse ist beeindruckend, die Fachwerkhäuser wirken fast monumental. Allerdings war hier der Andrang am größten. Souvenirshops und Touristengruppen prägen das Bild, wodurch für uns persönlich etwas vom Charme verloren ging. Auch hier gab es keine Probleme mit dem Parken, die Kosten hielten sich im Rahmen. Trotzdem war Riquewihr von den Orten derjenige, der uns am wenigsten gefallen hat. Es war einfach zu voll und zu sehr auf Besucherströme ausgelegt. Daher empfehle ich, ruhig mal abseits der Hauptstraße in die Gassen zu schauen, um ein bisschen mehr Reallife zu sehen.








Kaysersberg – Genuss und Flusspanorama
Kaysersberg hat uns am meisten überrascht: Ein malerischer Fluss mit Brücke, bunte Häuser direkt am Wasser und eine kleine Schlossruine oberhalb des Ortes. Der Aufstieg zur Burgruine Kaysersberg dauert keine zehn Minuten und lohnt sich schon wegen der Aussicht. Von oben blickt man über die Dächer des Städtchens, in die umliegenden Weinberge und an klaren Tagen sogar bis weit in die Rheinebene. Die Burg selbst stammt aus dem 13. Jahrhundert, heute sind vor allem der runde Bergfried und Teile der Mauern erhalten. Wer Lust hat, kann den Turm erklimmen. Innen ist eine enge Steintreppe, oben dann ein Rundblick, der perfekt für Fotos ist.
Besonders in Erinnerung geblieben ist uns aber auch die Mini-Bäckerei „Levain“, betrieben vom Sternekoch Olivier Nasti in Zusammenarbeit mit einem Handwerksbäcker. Sie liegt in der Rue du Tir, unscheinbar, aber voller Genuss. Die Croissants und Teilchen waren sensationell, der Kaffee aus der Siebträgermaschine phänomenal. Wir sind da durch Zufall hin und es ist ein echter Geheimtipp. Geht da unbedingt hin!
Auch in hier Kaysersberg haben wir problemlos parken können, und mit ein paar Euro war man dabei.










Tag 4: Colmar – zwischen Postkartenmotiv und Alltagsflair
Nach den kleinen Dörfern wirkte Colmar fast wie eine Großstadt – zumindest im Vergleich. Wir hatten für zwei Nächte eine Ferienwohnung gebucht und haben es sehr genossen, mal wieder Platz zu haben, selbst zu kochen und uns wie zu Hause zu fühlen. Praktisch war das allemal, nur das Parken erwies sich als Knackpunkt: Ohne eigenen Stellplatz bleibt nur das Parkhaus, und das geht ins Geld.
Colmar selbst ist vielseitig: Es gibt eine richtige Fußgängerzone mit den üblichen Filialisten, Cafés und Restaurants – also ein Stück Normalität, die den kleineren Orten mit ihrem reinen Touristenfokus fehlt. Gleichzeitig hat die Stadt ihre Postkartenmotive: Allen voran Klein-Venedig. Ich musste ein wenig schmunzeln, denn „klein“ ist hier wörtlich zu nehmen. Aber hübsch ist es trotzdem, und der Anblick der Boote, die mit Touristen unter den niedrigen Brücken hindurchschippern, hat durchaus seinen Reiz.
Neben den typischen Fotospots lohnt es sich, einfach durch die Altstadt zu bummeln: Kopfsteinpflaster, farbenfrohe Fachwerkhäuser, kleine Plätze – das Gesamtbild ist stimmig und lebendig. Wer Zeit hat, kann außerdem das Unterlinden-Museum besuchen, eines der bekanntesten Museen Frankreichs mit dem Isenheimer Altar als Highlight.
Für uns war Colmar ein idealer Abschluss: weniger idyllisch als Eguisheim oder Kaysersberg, dafür echter, abwechslungsreicher und mit genug Leben abseits des Tourismus.










Gueberschwihr – Ruhe zwischen den Reben
Zum Abschluss unserer Rundreise sind wir noch nach Gueberschwihr gefahren. Der Weg dorthin allein war schon ein Highlight: Die Straße schlängelt sich durch die Weinberge, rechts und links Reben, soweit das Auge reicht. Nach den belebten Orten wie Colmar oder Riquewihr wirkte Gueberschwihr fast wie aus der Zeit gefallen.
Der Ort ist sehr klein, fast ohne Touristentrubel. Wir haben am Friedhof geparkt und sind dann einmal durch das Dorf gelaufen, über den kleinen Hügel und wieder zurück. Fachwerkhäuser, ein paar verwinkelte Gassen, viel Ruhe – mehr braucht es manchmal gar nicht. Gerade diese Schlichtheit machte den Besuch besonders.
Von dort aus sind wir schließlich weiter nach Mülhausen gefahren – mit dem Gefühl, das Elsass nicht nur von seiner bekannten, sondern auch von seiner stillen Seite gesehen zu haben.



Alkoholfrei und ohne Milch im Elsass? Gar nicht so einfach
Ein Punkt, der mir im Elsass insgesamt aufgefallen ist: Für Menschen, die keinen Alkohol trinken oder keine Kuhmilch im Kaffee möchten, ist die Auswahl ziemlich eingeschränkt. In den meisten Cafés gab es weder Hafer- noch Sojamilch, und selbst in den Supermärkten fand sich Milchersatz höchstens in einer kleinen Ecke. In Deutschland ist man da mittlerweile anderes gewohnt. Mein persönlicher „Fail des Urlaubs“ passierte dann in Colmar: Statt immer nur Limo zu trinken, bestellte ich in einer Bar ein alkoholfreies Pils. Serviert wurde ein Importbier – ungekühlt – für stolze sieben Euro. Ein Erlebnis, das man einmal macht und dann schnell wieder vergisst.
Natürlich haben wir auch Flammkuchen gegessen – das gehört im Elsass einfach dazu. In fast jedem Bistro findet man eine vegetarische Variante, oft mit Zwiebeln, Käse oder saisonalem Gemüse belegt. Aber manchmal macht es Spaß, die Klassiker ein bisschen aufzumischen und eigene Ideen auszuprobieren. Schließlich treffen sich im Ruhrgebiet und im Elsass zwei bodenständige Küchenwelten, die beide gern deftig, unkompliziert und gesellig sind. Und genau daraus ist mein Rezept entstanden: ein Currywurst-Flammkuchen, bei dem der Ruhrpott auf das Elsass trifft.
Fazit: Das Elsass lohnt sich
Das Elsass hat mich wirklich überrascht. Ich hatte schöne Orte erwartet, bekommen habe ich eine Region, die auf engem Raum unglaublich viel Abwechslung bietet: von Straßburgs Großstadtflair über mittelalterliche Dörfer bis hin zu stillen Weinorten wie Gueberschwihr. Die Wege sind kurz, die Eindrücke vielfältig, und auch wenn man zwischendurch mal nasse Schuhe oder ein teures alkoholfreies Bier in der Hand hat, überwiegt ganz klar das Positive.
Ich bin froh, dass ich diese Rundreise gemacht habe. In vier Tagen haben wir viel gesehen, ohne uns zu hetzen. Es ist ein perfekter Rahmen für ein verlängertes Wochenende aus NRW. Wer Lust auf Fachwerk, Weinberge und französische Lebensart hat, sollte das Elsass unbedingt auf die Liste setzen. ♥

PS: Auf dem Rückweg gingt es durch Baden-Württemberg, und in Hessen machten wir Halt in Idstein – ein Stopp, der sich lohnt. Kennt ihr diesen kleinen, wunderschönen Ort?




Hallo Julius, ich habe deinen Elsass-Bericht gelesen. Das war ein richtiger Genuss!! Die Schilderungen der Städte und Dörfer, die wunderbaren Fotos von den Straßenzügen mit allen Fachwerkhäuserzeilen. Super 👍
das macht Lust auf einen Kurzurlaub. Vielleicht schaffen Jürgen und ich es im nächsten Jahr. Lieben Dank, lieben Gruß