
Ich schreibe diese Monatsrückblicke, weil ich sonst vergesse, was passiert ist. Nicht die großen Ereignisse, sondern die kleinen Dinge, die den Ton eines Monats ausmachen. Gedanken, die irgendwo hängen bleiben. Fragen, die man mit sich herumträgt, ohne sie zu lösen. Es ist ein Versuch, dem Rauschen etwas Struktur zu geben und festzuhalten, was sonst einfach vorbeiläuft.
Zum Beispiel: Wie kann ein Gebäck so fantastisch sein? Ernst gemeint. Ich habe im November gemerkt, wie absurd viel Kraft in kleinen Momenten stecken kann. Nicht in großen Plänen, nicht in Konzepten, sondern in Dingen, die man schnell übergehen würde. Ein Frühstück, das den Tag verändert. Ein Ort, der hängen bleibt. Ein Augenblick, der Perspektive verschiebt, obwohl er eigentlich nichts Spektakuläres hatte.
Aber mal konkret:
Inhalt
Wie kann ein Gebäck so fantastisch sein?
Ich war im November wieder bei Millie: inzwischen nicht das erste Mal, sondern etwa alle paar Wochen, wenn ich in Münster bin und Lust auf richtig gutes Gebäck habe. Millie liegt am Hansaring 36, mitten im Hansa-Viertel, ganz nah an meiner Arbeit.
Millie ist kein schnelles „Kaffee-to-go“-Konzept. Hinter der Theke stehen eine ausgebildete Bäckermeisterin und ein Bäckermeister, die sich dem traditionellen Backhandwerk verschrieben haben. Teige werden mit hauseigenem Sauerteig geführt, nicht mit industrieller Hefe und bekommen Zeit: mindestens 24 Stunden Ruhe, bevor sie gebacken werden.
Das Angebot deckt ein breites Spektrum ab: morgens Sauerteigbrote oder belegte Stullen, ab 11 Uhr herzhafte Focaccia, nachmittags Croissants, Pain au Chocolat, vegane Zimtschnecken, Kuchenklassiker, je nach Tag und Saison. Meine Wahl fällt oft auf das Mandel-Croissant, außen knusprig-blättrig, innen weich mit Marzipan, dazu ein Kaffee und das November-Grau lässt sich viel besser aushalten.

Warum lassen uns manche Orte nicht los?
Ich war im November mit meinem Kollegen Tim auf Gut Feismann in Darup. Wir haben dort ein Reel gedreht, weil unser Arbeitgeber 4.000 Euro spendet. Eigentlich dachte ich vorher: Uh, das wird schwierig, will ich mich damit beschäftigen? Denn Gut Feismann ist ein tiergestütztes Kinderhospiz.
Es wurde anders. Caro, die Gründerin, und das gesamte Team waren unfassbar freundlich und unkompliziert. Der Ort selbst ist wunderschön. Viel Holz, viel Licht, frische Blumen. Und überall Tiere: Pferde, Schafe, Hunde, Katzen, Hühner, die Teil des Konzepts sind. Man merkt, wie viel Arbeit und Leidenschaft im Gut Feismann steckt.
Die Wohnungen für die Familien sind modern, warm und extrem gut ausgestattet. Kein Krankenhausgefühl, sondern Räume, in denen man sich vorstellen kann zu bleiben, wenn alles schwierig wird. Gut Feismann ist ein Kinderhospiz, aber nicht bedrückend. Ein Ort, der Menschen ernst nimmt, ihnen hilft und wo Menschen so wertvolle Arbeit leisten. Ich bin sehr froh, hingefahren zu sein.
Das Reel dazu von meinem Kollegen Tim findet ihr hier.
Warum bin ich noch nicht in Weihnachtsstimmung?
Ich bin dieses Jahr noch null in Weihnachtsstimmung. Keine Ahnung, ob es am Wetter liegt. Ich bin einfach auch k.o. und möchte gerne frei haben. Trotzdem war es schön, dass meine Mutter mir wieder bei den Kränzen geholfen hat. Einer hängt an der Wand, einer steht auf dem Tisch. Einfach, grün, ohne Firlefanz. Ein kleines Ritual, das sich vertraut anfühlt, auch wenn der Rest noch nicht nach Advent aussieht.
Meine Weihnachtsdeko bleibt wie jedes Jahr gleich. Ich ändere daran fast nichts, weil ich das Wiederkehrende mag. Erdtöne, Papierkugeln in schwarz, weiß und diesem warmen Papier-Beige. Kaum Lichterketten, kein Glitzer, nichts Überladenes. Der Kranz ist immer grün, mit Eukalyptus, Wacholderbeeren, manchmal Disteln, ein bisschen Baumrinde und vier weißen Stabkerzen. Jedes Jahr derselbe Aufbau, dieselben Materialien, dieselbe Ruhe. Es muss nichts Neues sein für mich und rot ist echt schon so lange bei mir raus, dass ich überlege mal meinen ganzen farbigen Weihnachtskrempel zu verschenken.
Was ich im Dezember aber wirklich mag: ins Hi Kalle. zu gehen. Dort läuft irgendwann garantiert George Michael auf dem Bildschirm, immer „Last Christmas“ und Desi schafft es jedes Jahr, den Laden so richtig schön cozy zu machen. Vielleicht fängt Weihnachten ja dann dort für mich an.

Woran misst man Fortschritt eigentlich wirklich?
Und dann ist da noch dieser Blogbeitrag zur Jahresbilanz 2025, vor dem ich ein bisschen Respekt habe. Vor allem beim Thema Sport. Ich hatte mir Anfang des Jahres richtig viel vorgenommen und bin ziemlich gescheitert. Klar, ich habe in den letzten Monaten stark abgenommen. Aber sportlicher bin ich deswegen überhaupt nicht geworden. Und das fühlt sich komisch an, weil es diese hartnäckige Annahme gibt, dass dünn automatisch gesund bedeutet. Tut es nicht. Ich merke das jeden Tag. Gewicht sagt nichts über Kraft aus. Oder Ausdauer. Oder darüber, wie stabil man sich fühlt. Auf dem Papier kann alles „gut“ aussehen und trotzdem nicht stimmen. Aber dazu dann im Jahresrückblick 2025 mehr.

Welche Arbeit wollen wir als Menschen überhaupt selbst machen?
Und sonst habe ich mich im November viel mit dem Thema KI und Jobvernichtung beschäftigt. Nicht oberflächlich, sondern wirklich intensiv. Ich merke, wie schwer es ist, klar zu denken, wenn gleichzeitig Hype und Panik im Raum stehen. Auf der einen Seite diese Angst, dass Arbeit verschwindet, Rollen sich radikal verändern und wir irgendwann nur noch verwalten, was Maschinen entscheiden. Auf der anderen Seite die nüchterne Frage: Was davon ist real und was ist Projektion? Und warum hauen alle KI-Content raus statt die KI zu nutzen, um Inhalte mit einer höheren Qualität und mehr Sinn zu produzieren?
Vielleicht ist es auch deshalb interessant gewesen, dass ich im selben Zeitraum mein Hautkrebsscreening hatte. Da wird plötzlich ganz konkret, wie sinnvoll KI sein kann. Denn was kann sie besser als wir? Mustererkennung. Genau das, was Menschen irgendwann nicht mehr sehen: minimale Farbveränderungen, winzige Asymmetrien, mikroskopische Details, die über sehr viel entscheiden können. Da fühlt es sich nicht bedrohlich an, sondern logisch. Hilfreich. Fast beruhigend.

PS: Auch hier nochmal Werbung in eigener Sache: Ich habe einen neuen Blog und schreibe dort vor allen Dingen über Kommunikation. Ihr findet ihn hier :)!
PPS: Keine Ahnung, warum ihr das tun solltet, aber wer Bock hat die alten Rückblicke zu lesen, kann alle Monatsrückblicke auf einen Blick bekommen.



