Was mich im September beschäftigt hat

Im September war viel los bei mir. Diesmal geht es um Kommunikation ohne Attacke, Reisen mit Fremden, das Ende der Google-Ära, gute Serien und einen Ort, an dem man wunderbar konzentriert arbeiten kann.

Kann man Wahlen auch gewinnen, wenn man niemanden angreift?

Der September war in diesem Jahr kein Übergangsmonat, sondern ein Wahlmonat. In Nordrhein-Westfalen wurde gewählt und während in Bochum alles so blieb, wie es erwartet wurde, geriet in Paderborn plötzlich etwas in Bewegung.

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hatte hier ein Grüner eine echte Chance, Bürgermeister zu werden. Frank Wolters, früher Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, trat gegen Stefan-Oliver Strate von der CDU an und schaffte den Sprung in die Stichwahl. Für eine Stadt, die über Jahrzehnte fest in CDU-Hand ist, ist das eine Sensation.

Was mir imponiert hat, war, wie Wolters Wahlkampf gemacht hat. Ohne Attacken, ohne Übertreibung. Er hat in seinen Reels ein sehr positives, fast ansteckendes Bild vermittelt – freundlich, sachlich, offen. Keine Wahlwerbung mit dem Holzhammer, sondern Kommunikation, die Vertrauen schafft. Dazu war er unglaublich präsent: auf Paderborns Plätzen, in Vereinen, bei Gesprächen vor Ort.

Noch stärker wird der Stil, wenn man seine Themen anschaut: Er setzte klar auf Mobilitätsgerechtigkeit (Radwege, gute Anbindung, stadtteilübergreifender ÖPNV), geförderten Wohnungsbau als zentrale Aufgabe, und schloss Wirtschaft, Umwelt und Soziales als kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander in seine Vision ein.

Ich war selbst bei einer Veranstaltung mit ihm und Britta Haßelmann. Ein sehr gelungener Nachmittag: offen, nahbar, mit Kuchen und Regenbogenservietten. Natürlich war die Veranstaltung auch viel zu lang. Das ist so ein Klassiker bei den Grünen ;)!

Am Ende hat Paderborn knapp für Strate gestimmt. Die Kernstadt allerdings ging an Wolters, was ich aufrichtig bemerkenswert finde. Natürlich war ich enttäuscht, als klar war, dass es nicht gereicht hat. Aber vielleicht muss man das Positive sehen: dass eine konservative Hochburg wackelt und das Menschen anders wählen, wenn sie spüren, jemand nimmt sie ernst.

Was passiert, wenn man als Einzelgänger mit drei Fremden in den Urlaub fährt?

Der September war für mich kein typischer Reisemonat. Ich war im Elsass und in Baden-Württemberg unterwegs. Und zwar nicht allein, sondern mit drei Menschen, die ich vorher kaum kannte, also in einer Gruppe. Eine Konstellation, die für viele ganz normal klingt, für mich aber eher Experiment war.

Ich bin eigentlich jemand, der seine Ruhe ziemlich schätzt. Ich mag Gesellschaft, klar. Aber ich brauche Pausen. Ein bisschen Stille, ein bisschen Alleinsein. In diesem Urlaub saßen wir fast jeden Tag gemeinsam im Auto, wechselten ständig die Unterkunft, machten fast alles als Gruppe. Das war anstrengend und gleichzeitig lehrreich.

Was gut funktioniert hat: Niemand hatte den Anspruch, dass wir alles zusammen machen müssen. Ich konnte mich rausziehen, wenn mir danach war. Ein Nachmittag allein in Basel, während die anderen im Zoo von Mülhausen waren. Eine Burgbesichtigung ausgelassen. Ein paar Stunden einfach in der Ferienwohnung geblieben. Oder einkaufen gegangen, um kurz für mich zu sein.

Diese kleinen Freiräume haben den Urlaub gerettet. Nicht, weil ich die anderen nicht mochte, im Gegenteil. Sondern weil ich gemerkt habe: Nähe funktioniert nur, wenn man auch Abstand halten darf. Und vielleicht ist das die eigentliche Erkenntnis dieser Reise.

Sucht ihr noch bei Google oder fragt ihr schon euren KI-Assistenten?

Ich weiß nicht, wie es euch geht – aber ich google kaum noch. Wenn ich eine Frage habe, öffne ich ChatGPT. Wenn ich wissen will, welches Hotel sich in Straßburg lohnt, lasse ich mir Vorschläge machen. Und wenn ich ein Foto von einem alten Gebäude hochlade, bekomme ich in Sekunden erklärt, was ich da gerade sehe – auf Wunsch sogar als Audio.

Das fühlt sich immer noch ein bisschen nach Science-Fiction an, aber es ist längst Alltag. Die klassische Suche kippt. Nicht irgendwann, sondern jetzt.

Was das für Unternehmen heißt, wird vielen erst langsam bewusst. Genau darüber hat Marike Frick in ihrem Webinar „The Big Shift“ gesprochen und selten hat ein Titel so gut gepasst. Denn dieser Wandel ist kein Trend. Es ist ein Umbruch.

Inhalte, wie wir sie für Webseiten oder Blogs geschrieben haben, verlieren an Sichtbarkeit, wenn sie nicht für KI-Systeme verständlich sind. ChatGPT, Gemini, Perplexity oder Copilot greifen Informationen längst anders ab – nicht mehr über Keywords, sondern über Bedeutung. Und wer in dieser neuen Suchlogik keine klare Position hat, wird demnächst schlicht nicht mehr gefunden.

Mein wichtigstes Learning, was ich auch sehr feier, da es ein bisschen ein Widerspruch zu KI ist: Sprache wird wieder menschlicher. Denn so reden Menschen, so fragen sie ihre Assistenten und so entsteht Vertrauen. Wir müssen wieder schreiben, als würden wir wirklich mit jemandem sprechen. Ohne Floskeln, ohne Marketing-Gewäsch, ohne Angst vor Ecken und Kanten.

Ich fand das Seminar richtig gut, weil es keine Hype-Veranstaltung war, sondern ein Realitätscheck. Marike Frick und ihr Team haben gezeigt, was passiert auch im Zeitalter der KI, wenn Kommunikation ehrlich, klar und mutig bleibt.

Das Gift der Seele (Prime Video) – oder: Warum ich The Girlfriend in zwei Nächten durchgeschaut habe

Eine Serie, die ich im September gesuchtet habe, war „The Girlfriend“. Oder, wie sie in Deutschland heißt „Das Gift der Seele“. Ganz ehrlich: Wer denkt sich solche Titel aus? Der englische Originaltitel ist so viel besser.

Aber egal. Die Serie selbst ist großartig. Ein psychologischer Thriller, der genau da packt, wo es weh tut – im Unklaren. Im Nichtwissen, wem man trauen kann.

Im Zentrum steht Laura, gespielt von Robin Wright, die ein perfektes Leben führt: Haus, Karriere, erwachsener Sohn. Bis dieser seine neue Freundin Cherry (Olivia Cooke) mitbringt, die irgendwie weird ist.

Die Serie spielt konsequent mit der Wahrnehmung. Mal hält man Laura für paranoid, dann wieder Cherry für gefährlich und berechnend. Und jedes Mal, wenn man glaubt, man hätte das Spiel verstanden, verschiebt sich die Perspektive. Robin Wright ist dabei überragend. Sie spielt eine Frau, die spürt, dass ihr Leben entgleitet, aber sich weigert, das einzugestehen.

Das Finale driftet bisschen ins Überinszenierte ab, aber dennoch empfehle ich „The Girlfriend“ sehr. Ich hoffe, dass es eine zweite Staffel geben wird. Das Ende deutet zumindest darauf hin.

Wo kann man in Paderborn richtig gut arbeiten?

Eine Neuentdeckung im September war für mich das Adam-und-Eva-Haus in Paderborn – genauer gesagt: die Open Library, die dort untergebracht ist. Ich bin ja regelmäßig in der Stadt, aber erst jetzt habe ich dort zum ersten Mal gearbeitet. Und ich muss sagen: große Empfehlung.

Ihr kommt mit einem Bibliotheksausweis rein, ganz unkompliziert. Kein Empfang, kein Check-in – einfach Karte vorhalten, Tür auf, Laptop aufklappen. Die Open Library ist Teil der Stadtbibliothek und täglich von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Das Besondere: Ihr könnt sie auch nutzen, wenn kein Personal da ist. Perfekt, wenn man früh anfangen oder abends noch ein paar Stunden konzentriert arbeiten will.

Das Adam-und-Eva-Haus selbst ist ein Ort mit Geschichte. Es ist ein Fachwerkhaus mitten in der Paderborner Innenstadt, in dem heute moderne Arbeitsplätze, Leseecken und kleine Rückzugsräume eingerichtet sind. Es ist kein klassisches Coworking, aber genau das macht den Reiz aus. Hier arbeitet man, ohne dass jemand ständig redet oder tippt, und trotzdem fühlt sich der Ort lebendig an, da man nicht absolut still sein muss.

Die Internetverbindung ist stabil, es gibt genug Steckdosen und die Tische sind höhenverstellbar – alles, was man braucht. Und wenn man mittags eine Pause macht, ist man in fünf Minuten in der Stadt oder sofort im Paderquellgebiet. Dort kann man spazieren gehen, einen Kaffee trinken oder einfach kurz abschalten.

Die Nutzung ist kostenlos, solange man einen Bibliotheksausweis hat. Und das lohnt sich. Es ist selten, dass man einen so schönen, ruhigen Ort zum Arbeiten findet, der sich nicht nach Großraumbüro oder Café anfühlt.

PS: Die Frittata oben ist richtig gut und richtig schnell gemacht. Da schreib ich euch nochmal bald das Rezept auf :)!

PPS: Keine Ahnung, warum ihr das tun solltet, aber wer Bock hat die alten Rückblicke zu lesen, kann alle Monatsrückblicke auf einen Blick bekommen.

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