Warum Danzig mich begeistert hat: Tipps für euren Kurztrip

Altstadthäuser in Danzig

Danzig: eine Altstadt wie aus dem Bilderbuch, ein Hafen voller Geschichte und ein Viertel, das mit Szene-Cafés und studentischer Energie überzeugt. Warum sich ein Kurztrip an die polnische Ostsee lohnt, erfahrt ihr im heutigen Blogbeitrag.

Manchmal liegt das Gute näher, als man denkt. Ab Dortmund sind es keine zwei Stunden Flug, und schon steht man mitten in einer Stadt, die ich bisher kaum auf dem Schirm hatte: Danzig. Zugegeben, meine Erwartungen waren nicht so hoch. Doch was ich dann erlebt habe, war eine echte Überraschung: eine Altstadt wie aus einem Bilderbuch, ein Hafengebiet voller Geschichte und Umbruch, und ein Stadtviertel, das mit studentischer Lebendigkeit und kleinen Cafés aufwartet. Danzig ist keine typische „Postkartenstadt“, sondern eine, die viele Gesichter hat – hanseatisch, polnisch, europäisch. Und genau diese Mischung macht den Reiz aus.

Ein kurzer Blick in die Geschichte

Danzig gehört zu den Städten, deren Geschichte man sofort spürt, wenn man durch die Straßen geht. Schon im Mittelalter war die Stadt ein wichtiger Knotenpunkt der Hanse, reich geworden durch Handel, geprägt von Kaufleuten, Schiffen und internationalen Einflüssen.

Die Lage an der Ostsee brachte aber nicht nur Wohlstand, sondern auch Konflikte. Über Jahrhunderte wechselte Danzig immer wieder die Zugehörigkeit. Mal war Danzig preußisch, mal polnisch, mal eine eigenständige Freie Stadt. Besonders bekannt ist die Zwischenkriegszeit: Von 1920 bis 1939 war Danzig als „Freie Stadt“ ein eigener politischer Status, bis der Zweite Weltkrieg genau hier seinen Ausgang nahm.

Heute zeigt sich Danzig modern und weltoffen. Die Stadt hat es geschafft, ihre bewegte Vergangenheit nicht zu verstecken, sondern in die Gegenwart einzubauen. Historische Fassaden, aufwendig restauriert, treffen auf junge, kreative Viertel und eine entspannte, maritime Atmosphäre. Genau dieser Mix macht Danzig so spannend. Hier wurde im Norden der Altstadt in den vergangenen Jahren enorm viel gebaut.

Einkaufsstraße in Danzigs Innenstadt
Altstadtbrunnen in Danzig
Torbogen in Danzigs Altstadt

Die Altstadt: Herzstück von Danzig

Wer Danzig besucht, kommt an der Altstadt nicht vorbei. Das Zentrum rund um die Königstraße und die Langgasse ist das Herz der Stadt. Die City ist prachtvoll, lebendig und voller Geschichte. Hier reiht sich ein farbenfrohes Giebelhaus an das nächste, jedes anders gestaltet, und doch wirkt alles harmonisch. Wenn die Sonne auf die Fassaden fällt, hat man fast das Gefühl, irgendwo am Mittelmeer zu stehen. Meine Kollegin meinte, Danzig gilt auch als das Kopenhagen des Ostens.

Besonders eindrucksvoll ist der Platz rund um den Neptunbrunnen. Die Statue des Meeresgottes ist nicht nur ein schönes Fotomotiv, sondern seit Jahrhunderten ein Wahrzeichen der Stadt. Gleich daneben liegt der Artushof, einst Treffpunkt der Kaufleute und Patrizier, heute ein Museum, das Einblicke in die glanzvolle Vergangenheit Danzigs gibt.

Die Straßen sind voll von Straßencafés, kleinen Läden und Souvenirshops, aber trotzdem wirkt die Altstadt nicht überlaufen. Stattdessen versprüht sie eine Mischung aus historischer Pracht und entspannter Urlaubsstimmung.

Altstadthäuser von Danzig in Polen
Gasse mit Altstadthäusern von Danzig in Polen

Die Marienkirche: Stufen, Schweiß und ein grandioser Blick

Mitten in der Altstadt erhebt sich die Marienkirche, die größte Backsteinkirche Europas. Schon von außen wirkt sie imposant, doch richtig beeindruckend wird es, wenn man den Turm besteigt. Der Weg nach oben führt durch ein enges, steiles Treppenhaus – gefühlt endlos viele Stufen, die einem schnell den Puls hochtreiben. Der Aufstieg ist sportlich und nichts für Klaustrophobiker:innen, aber er lohnt sich.

Oben angekommen öffnet sich ein weiter Blick über die Stadt: die farbenfrohen Giebel der Altstadt, das Hafengebiet mit Speicherinsel und Krantor, und bei gutem Wetter reicht die Sicht sogar bis zur Ostsee. Dieser Moment – nach all den Stufen den Wind im Gesicht zu spüren und die Stadt von oben zu sehen – war für mich eines der Highlights des Danzig-Trips. Der Abstieg ist zwar genauso schmal und steil wie der Aufstieg, aber mit dem Panorama im Kopf geht er deutlich leichter.

Außenansicht der Marienkirche in Danzig, größte Backsteinkirche Europas
Aussicht vom Turm der Marienkirche über die Altstadt von Danzig
Aussicht vom Turm der Marienkirche über die Altstadt von Danzig
Enges Treppenhaus im Turm der Marienkirche in Danzig
Aussicht vom Turm der Marienkirche über die Altstadt von Danzig
Blick von der Marienkirche in Danzig

Das Hafengebiet: Industrie trifft Kultur

Danzig ist eine Stadt am Wasser, und das merkt man besonders im Hafengebiet. Schon von weitem fällt das Krantor ins Auge. Das ist ein mittelalterlicher Lastkran und eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Gleich daneben liegt die Speicherinsel, die jahrhundertelang als Lagerplatz für Getreide und Waren diente und heute mit modernen Hotels, Restaurants und Bars wieder zum Leben erweckt wurde.

Doch das Hafengebiet erzählt nicht nur von Handel und Schifffahrt, sondern auch von politischem Aufbruch. Im European Solidarity Centre erinnert eine eindrucksvolle Ausstellung an die Solidarność-Bewegung, die in den 1980er-Jahren von den Danziger Werften ausging und entscheidend zur politischen Wende in Osteuropa beitrug.

Wer heute entlang der alten Werftanlagen spaziert, erlebt den Wandel hautnah: Wo früher Schiffe gebaut wurden, entstehen nun Kulturzentren, Ateliers und kreative Orte. Industriegeschichte trifft hier auf moderne Stadtkultur und macht das Hafengebiet zu einem spannenden Kontrast zur Altstadt. Nicht verwunderlich: Für mich war das hier der spannendste Teil der Stadt.

Segelboote im Hafen von Danzig mit Blick auf Kräne und Speichergebäude
Metallskulpturen im Wasser des Danziger Hafens vor einem roten Frachtschiff
Alter Industriekran mit Graffiti im Hafengebiet von Danzig
Historische Backsteinhäuser im Danziger Hafenviertel mit Kran im Hintergrund

Solidarność: Aufbruch in Danzig

Die Werft von Danzig ist nicht nur ein Ort der Industriegeschichte, sondern auch ein Symbol für den politischen Wandel in Europa. Hier gründete sich in den 1980er-Jahren die Gewerkschaft Solidarność unter der Führung von Lech Wałęsa. Aus den Streiks der Werftarbeiter entwickelte sich eine Bewegung, die schließlich das Ende des Kommunismus in Polen einleitete. Heute erinnern das historische Werfttor, Denkmäler und das European Solidarity Centre an diesen Aufbruch – ein Stück Zeitgeschichte, das in Danzig bis heute spürbar ist.

Am Tor der Danziger Werft hängt auch ein Bild von Papst Johannes Paul II., was kein Zufall ist. Der aus Polen stammende Papst spielte in den 1980er-Jahren eine wichtige Rolle für die Opposition im Land. Seine Predigten stärkten vielen Menschen den Mut, sich für Freiheit und Gerechtigkeit einzusetzen. Für die Arbeiter der Solidarność war er ein Symbol der Hoffnung und ein moralischer Rückhalt in schwierigen Zeiten.

Tor der Danziger Werft mit Solidarność-Bannern
Kreuz mit Jesusfigur und Blumen am Solidarność-Tor in Danzig
Porträt von Papst Johannes Paul II. am Solidarność-Tor in Danzig
Denkmal der gefallenen Werftarbeiter mit drei Kreuzen in Danzig

Langfuhr (Wrzeszcz): Der andere Teil der Stadt

Wer nur die Altstadt sieht, bekommt längst nicht das ganze Bild von Danzig. Ein paar Kilometer weiter liegt Langfuhr (polnisch: Wrzeszcz), ein Viertel, das besonders bei Studierenden beliebt ist. Hier reihen sich kleine Cafés, Bars und Boutiquen aneinander, und das Leben wirkt deutlich jünger und urbaner als im historischen Zentrum.

Da ich dem Stadtteil einen eigenen Besuch gewidmet habe, gehe ich an dieser Stelle nur kurz darauf ein. Für alle, die Lust auf Szene-Atmosphäre abseits der Touristenströme haben, lohnt sich ein Blick, mehr Eindrücke und Tipps zu veganen Cafés findet ihr in meinem separaten Beitrag über Langfuhr.

Praktische Tipps für einen Kurztrip

Danzig lässt sich unkompliziert erreichen und ist perfekt geeignet für ein verlängertes Wochenende. Von Dortmund aus gibt es Direktflüge mit WizzAir, aber auch von anderen deutschen Städten starten günstige Verbindungen in Richtung Ostsee. Wer lieber auf der Schiene reist, kann von Berlin aus bequem mit der Bahn fahren; die Fahrt dauert zwar länger, bietet aber die Möglichkeit, unterwegs auch andere Städte in Polen zu entdecken.

Für den Aufenthalt empfiehlt sich eine Unterkunft in der Altstadt oder in Hafennähe. Von dort sind die meisten Sehenswürdigkeiten fußläufig erreichbar, und man hat sowohl abends als auch morgens das lebendige Flair der Stadt direkt vor der Tür. Wer es etwas ruhiger mag, findet auch in den angrenzenden Vierteln Hotels und Apartments.

Gasse mit Altstadthäusern von Danzig in Polen
Gasse mit Altstadthäusern von Danzig in Polen

Fazit: Überraschend vielseitig

Danzig ist eine Stadt, die man vielleicht nicht unbedingt auf der Liste hat und genau darin liegt ihr Reiz. Zwischen hanseatischer Geschichte, prachtvoller Altstadt und modernen Kulturorten am Hafen zeigt sie eine Vielfalt, die man in wenigen Tagen nur anreißen kann. Dazu kommen Viertel wie Langfuhr, die mit studentischer Energie und Szene-Flair eine ganz andere Seite der Stadt eröffnen.

Für mich war Danzig eine positive Überraschung. Wer Lust hat auf einen Kurztrip mit Kultur, maritimer Atmosphäre und zu günstigen Preisen hat, sollte Danzig unbedingt eine Chance geben.

FAQ: Alles, was ihr über eine Reise nach Danzig wissen müsst

Wofür ist Danzig bekannt?

Danzig verbindet hanseatische Geschichte mit maritimem Flair. Die Stadt war einst ein wichtiger Handelsplatz, ist heute für ihre farbenfrohe Altstadt und als Ausgangspunkt der Solidarność-Bewegung bekannt.

Wann ist die beste Reisezeit?
Im Sommer (Juni–August) ist es warm, die Cafés und Strände sind voll, und es gibt viele Festivals. Wer es ruhiger mag, sollte Frühling oder Herbst wählen, dann ist das Wetter mild und die Stadt entspannter.

Wie lange sollte man bleiben?

Für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten reichen 2–3 Tage. Wer zusätzlich Ausflüge nach Sopot, Gdynia oder zur Marienburg einplant, sollte besser 4–5 Tage bleiben.

Was muss man unbedingt gesehen haben?
Altstadt mit Langgasse und Neptunbrunnen, Marienkirche (größte Backsteinkirche Europas), Krantor, European Solidarity Centre und die Speicherinsel.

Wie bewegt man sich am besten in der Stadt?
Viele Sehenswürdigkeiten erreicht ihr zu Fuß. Ansonsten gibt es ein dichtes Netz aus Bussen und Trams. Hier könnt ihr direkt mit eurer Kreditkarte zahlen und braucht keine zusätzlichen Apps.

Ist Danzig sicher?
Ja, die Stadt gilt als sicher. Wie in jeder touristischen Gegend sollte man auf Wertsachen achten, besonders in der Altstadt, aber ich hab mich in Danzig sicherer gefühlt als beispielsweise in Paris.

Kommt man mit Englisch gut durch?
Ja. In Hotels, Restaurants und Museen sprechen viele Englisch, und Menüs sind oft zweisprachig. Manchmal sprechen die Menschen auch etwas Deutsch.

Gibt es Strände in der Nähe?
Ja! Der Strand von Sopot liegt nur eine halbe Stunde entfernt und ist mit der Bahn leicht erreichbar. Perfekt für einen Tagesausflug. Da ich nur 3 Tage da und das Wetter durchwachsen war, habe ich es nicht geschafft zum Strand zu fahren.

Wie reist man am besten an?
Von Dortmund und anderen deutschen Städten gibt es Direktflüge. Alternativ: Zug ab Berlin oder Fernbusse (z. B. Flixbus).

Wie teuer ist Danzig?
Im Vergleich zu deutschen Städten ist Danzig recht günstig. Essen gehen kostet ca. 15 Euro, ein Bier 3 bis 4 Euro. Hotels in zentraler Lage starten ab ca. 80 Euro pro Nacht. Wir haben im Holiday Inn Gdansk übernachtet, was ich voll empfehlen kann.

Welche Essensspots empfehle ich?

  • Publiczna Pizza Napoletana & Natural Wine – authentische neapolitanische Pizza mit Kreativität, begleitet von einer kleinen, feinen Weinauswahl. Zentral gelegen, nahe der Altstadt, ideal für den Abend nach dem Sightseeing. Ich hatte selten so eine gute Pizza wie hier.
  • Pomelo Bistro Bar – Frühstück oder entspanntes Mittagessen mit Stil: Das gemütliche, Bistro lädt mit regionaler Küche und kreativen Gerichten zum Verweilen ein. Hier gibt es große Portionen, außergewöhnlichen Drinks (z. B. hausgemachte Limonade oder Pomelo-Cocktails) und freundlichen Service. Tipp: Früh dort sein oder reservieren – vor allem am Wochenende sind viele Plätze schnell vergeben.
  • Balans Coffee Speciality & Breakfast – Ein kleines, stylishes Café in der Altstadt, das besonders für seine herzhaften Bagel-Varianten (darunter viele glutenfreie Optionen) und ausgezeichneten Specialty-Kaffee bekannt ist. Die Atmosphäre ist lässig und modern. Wir waren zum Frühstück hier. Sehr lecker und es gibt auch ein paar Außenplätze.
  • Shanti – Wer in Danzig Lust auf indische Küche bekommt, ist hier richtig. Direkt in der Altstadt gelegen, serviert das Restaurant Currys, Tandoori-Gerichte und viele vegetarische Optionen. Authentisch, preislich fair und eine gute Abwechslung zur polnischen Küche.
  • Montownia Food Hall – Wenn ihr in einer Gruppe unterwegs seid und euch nicht auf ein Restaurant einigen könnt, ist die Montownia Food Hall eine gute Option. Unter einem Dach gibt es hier alles – von asiatischen Nudeln bis zu polnischen Klassikern. Das Konzept hat mir gefallen, mein und das Essen meiner Begleitung war aber eher durchschnittlich.
  • Kompozyt Café – Spezialitätenkaffee mit lokalem Touch, unweit der Werft und für Work-and-Chill-Sessions perfekt. Das Café liegt in einem entspannten, kreativen Umfeld in der Nähe der Werft (Jaracza 14) und punktet mit ausgewählten Kaffees, Kuchen und Croissants sowie einer modernen, offenen Atmosphäre. Bester Kaffee, den ich in Danzig getrunken habe.
  • Café Lang.fuhr – Ein Wohnzimmer auf Zeit: viele Pflanzen, bunte Möbel, industrielle Lampen und eine knallgelbe Retro-Couch sorgen für entspanntes Flair. Hier gibt’s Kaffee, Kuchen, Snacks und Craft-Bier – das Publikum ist jung, lässig und gern auch mal mit Laptop oder Hund unterwegs. Wer kleine Cafés mit Charakter mag, wird sich hier sofort wohlfühlen.

Welche besonderen Events gibt es?
Im August findet der Dominikanermarkt statt, eine riesige Freiluftveranstaltung mit Ständen und Kulturprogramm. Im Winter lohnt sich der Weihnachtsmarkt in der Altstadt.

PS: Wenn ihr schon mal in Danzig wart: Welche Cafés oder Orte haben euch begeistert? Ich freue mich über Tipps für meinen nächsten Besuch.

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