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Ruhrpott

„Kathedrale der Industriekultur“: Ein Besuch der Zeche Zollern in Dortmund

Zeche Zollern

Werbung* Seit mehr als fünf Jahren wohne ich nun im Ruhrgebiet. Seit ungefähr Tag 2 hier stand eine Zeche als Ausflugsziel ganz oben auf meiner Liste: Die Zeche Zollern in Dortmund. Überall wird sie als die schönste noch erhaltene Industrieanlage des Potts beschrieben. Zurecht, wie ich nun endlich auch aus eigener Erfahrung weiß.

*Hinweis: Ich empfehle euch den Besuch der Zeche, da ich sie cool finde. Für den Blogbeitrag habe ich kein Geld erhalten. Dennoch weise ich euch explizit darauf hin, da einige von euch meine Worte als Werbung empfinden könnten. Der Eintritt wurde mir erlassen, eine Absprache im Vorfeld gab es nicht.


Manchmal ist das ja komisch mit so Listen. Dann schreibt man da was drauf, nimmt sich ganz fest vor, Dinge möglichst zeitnah zu erledigen und muss dann irgendwann feststellen, dass man Punkte, die ganz oben auf der Liste stehen, noch nicht in Angriff genommen hat. Bei mir war das so mit der Zeche Zollern. Ich wollte hier schon seit Ewigkeiten mal hin.

Am letzten Wochenende war es dann nun endlich soweit. Und das mehr als fünf Jahre, nachdem ich einen Ausflug zur Zeche Zollern das erste Mal in Betracht gezogen hatte. Verrückt. In der gleichen Zeit war ich bestimmt 20 Mal an der Zeche Zollverein in Essen. Warum ich es nie nach Dortmund geschafft habe? Fragt mich nicht, ich hätte jetzt bestimmt ein paar Gründe wie das Wetter, die schlechte Erreichbarkeit ohne Auto und so weiter auf Lager, aber eigentlich taugen diese Ausreden nicht.

Die Zeche Zollern II/IV entstand 1898 und war von Anfang an eine Art Prestigeprojekt. Denn während die Kumpel woanders meist in Funktionsgebäuden mit wenig Charme schufteten, wurde auf Zollern viel Wert auf repräsentative Gebäude gelegt. Zu Zollern gehörte auch die Schachtanlage I/III in Kirchlinde, die unterirdisch mit der Schachtanlage II/IV in Bövinghausen verbunden war. Die prachtvollen Anlagen in Backsteingotik der Schächte II und IV sind noch heute zu besichtigen.

Maschinenhalle zeche Zollern

Schon auf dem Weg zum Gelände stechen die alten Gebäude der umliegenden Zechensiedlung ins Auge. Denn während man im Pott ja meistens von hässlichem 60er Jahre Bau umgeben ist, finden sich hier Häuser mit rotem Backstein, geschwungenen Fenstern und verzierten Fassaden. Durch hellverputzte Gebäudeteile ergibt sich ein interessanter Kontrast zum roten Ziegelwerk. Jede Menge Bäume säumen den Weg.

Wer Zeit hat, sollte ein bisschen in der Kolonie „Landwehr“ umherstreifen. In den Straßen Grubenweg, Rhader Weg, Mars- Jupiter- und Venusstraße sind einige alte und guterhaltene Gebäude zu finden.

Schreitet man durchs Zechentor, fühlt man sich eher, als würde man auf einem Schlossvorplatz als in einer Indstrieanlage stehen. Links und rechts von einem erheben sich Gebäude mit kleinen Türmchen, über die Mittelachse des Geländes hat man freien Blick auf das beeindruckende Verwaltungsgebäude. Ich muss erst einmal ein paar Fotos machen, bevor ich weitergehen kann.

Die Maschinenhalle auf Zeche Zollern

An diesem Wintertage im Januar ist es recht sonnig, aber auch mega kalt. Aus diesem Grund beschließe ich, als erstes Mal die Maschinenhalle zu besichtigen. Das große Jugenstilportal ist wunderhübsch mit seiner Konstruktion aus verschlungenen Eisenstreben und den Buntglasfenstern. Auch das Innere entpuppt sich als äußerst fotogen. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich da alles fotografiere, all die Motoren, Hebel und Knöpfe, die mir vor die Linse springen, sind aber äußerst aufwändig verarbeitet und passen sich super in die prunkvolle Umgebung ein. Übrigens kann man die Maschinenhalle der Zeche erst seit 1 1/2 Jahren auch von Innen betrachten, von daher lohnt sich auch der Besuch wenn man früher schon häufiger mal auf Zollern unterwegs war.

Das Besondere der Zeche Zollern ist laut Internet, dass hier erstmals alle wesentlichen Maschinen elektrisch betrieben wurden. Also nicht nur schön fürs Auge, die Maschinenhalle, sondern auch enorm wichtig für das reibungslose Fördern von Steinkohle. Ach so, das habe ich bislang noch gar nicht ewrwähnt, was. Also, hier wurde zwischen 1899 und 1955 Steinkohle gefördert. Ursprünglich gehörten zum Komplex auch noch andere Gebäude, die nach der Stilllegung abgebrochen wurden. Ein Großteil des ursprünglichen Bestands ist aber erhalten geblieben.

Zeche Zollern Maschinenhalle

Als nächstes steht der Turm auf dem Programm. Denn wenn man irgendwo draufklettern und dann runtergucken kann, bin ich dabei. Genau genommen gibt es hier zwei Türme. Logisch, für zwei Schächte eben auch zwei Türme. Besteigbar ist meines Wissens aber nur einer von beiden.

Der Förderturm

Für alle mit Höhennangst ist das aber nix. Das sei hier gleich mal gesagt. Denn man klettert auf Gittern herum, durch die man einen fast freien Blick nach unten hat. Allzu hoch ist der Förderturm aber nicht. Ich habe eine Zahl von 35 Metern gefunden. Auf den offiziellen Seiten des LWL, zu dem die Anlage gehört, finde ich keine Infos. Zum Vergleich, der Turm des Bergbaumuseums in Bochum ist mehr als 70 Meter hoch.

Um auf den Turm steigen zu können, muss man zuerst durch die Schachthalle. In einer Ausstellung wird dem Besucher die Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrgebiets nähergebracht. Soll wohl auch für Kinder ganz spannend sein. Ich weiß natürlich schon alles über das Ruhrgebiet, wie so eine Zeche funktioniert und den Bergbau und habe die Ausstellung deshalb links liegen gelassen. Na gut, ehrlicher wäre wohl an dieser Stelle zu schreiben, dass ich keinen Bock hatte, die Texte zu lesen.

Ich zeige an dem Tag im Januar die Zeche auch ein bisschen in den Stories auf Instagram. Und da melden sich einige, die hier geheiratet haben. Jaaaa, richtig gelesen, hier finden Trauungen statt. Wer das in Erwägung zieht: Laut Website kostet die Trauung aktuell 240 Euro für 50 Personen und findet in der Lohnhalle statt. Hier haben sogar ein paar mehr Leute Platz, 100 maximal, um genau zu sein. Feiern kann man dann anschließend im Restaurant „Pferdestall“. Auch ich begebe mich nach dem Ausflug auf den Turm dort hin. Es gibt einen ganz leckeren Apfelkuchen und heißen Kaffee, der mich aufwärmt.

Hinter dem „Pferdestall“ befindet sich noch ein Kinderspielplatz. Einige von euch haben mir auch emphohlen, noch die Halde und den Deipenbecker Wald zu besuchen. Das mache ich jedoch an dem Tag nicht mehr. Stattdessen begebe ich mich auf den Heimweg, schreite noch einmal durch den schlossähnliche Hof, vorbei am Jugendstilportal und winke den beiden Fördertürmen zu, bevor ich Zeche Zollern durch den Museumsladen verlasse.

Für euren Besuch:

  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr, 17:30 uhr ist der letzte Einlass
  • Eintritt: Erwachsene zahlen 4 Euro, Kinder 2 Euro
  • Anreise: Geht mit dem Auto über die Bockenfelder Straße. Vor der Zeche sind zwei große Parkplätze. Fürs Navi: Grubenweg 5, 44388 Dortmund; Bus 462: Haltestelle „Industriemuseum Zollern“
  • Radanschluss: Auch mit dem Fahrrad kann man zur Zeche Zollern fahren. Und zwar über den Radwanderweg R 10, den Radwanderweg R 31 und den Emscherpark-Radweg-Süd.
  • Gastronomie: Wer nur in den „Pferdestall“ will, muss trotzdem Eintritt zahlen. Reserviert man einen Tisch einen Tag im Voraus, zahlt man einen ermäßigten Eintritt von 1 Euro. Ab 18 Uhr ist das Restaurant dann frei zugänglich.

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1 Comment

  • Reply Michael

    Ja, in der Tat eine sehr schöne Zeche, die man auch 2-3 x besuchen kann. Es ist schon wieder etwas länger her, damals konnte man die Machienenhalle nur in Begleitung besuchen, weil sie noch in Renovierung war. Schöne Fotos übrigens mit dem Blick für’s Detail. Na mal sehen, diesen Sommer, wenn er denn kommt, steht Dortmund mal wieder auf dem Zettel. Bis dahin Glück auf.

    LG Michael

    21. Januar 2018 at 18:21
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